Textzusammenstellungen – Einheit in der Familie

EINHEIT DER FAMILIE

Aus den Bahá’í-Schriften zusammengestellt von der Forschungsabteilung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit BAHÁ’Í-VERLAG CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Einheit der Familie: aus d. Bahá’í-Schriften/zsgest. von d. Forschungsabt. d. Universalen Hauses d. Gerechtigkeit. Hofheim Langenhain: Bahá’í-Verlag, 1983. Einheitssacht.: Family life dt. ISBN 3-87037-146-3 NE: Universal House of Justice Hefa/Research Department; EST FAMILY LIFE Compiled by: The Research Department of the Universal House of Justice, Haifa January 1982 ins Deutsche übersetzt (c) Bahá’í-Verlag GmbH D-6238 Hofheim-Langenhain 1983-139 ISBN 3.87037.146.3

 

 

INHALT

Aus den Schriften Bahá’u’lláhs 7

Aus den Schriften des Báb 10

Aus den Schriften `Abdu’l-Bahás 11

Aus den Ansprachen `Abdu’l-Bahás 20

Aus Briefen Shoghi Effendis 25

Aus Briefen im Auftrag Shoghi Effendis 26

Aus Botschaften des Universalen Hauses der Gerechtigkeit 45

Literaturverzeichnis 52

 

 

AUS DEN SCHRIFTEN BAHÁ’U’LLÁHS

 

Selig der Ort und das Haus und der Platz und die Stadt und das Herz und der Berg und das Obdach und die Höhle und das Tal und das Land und das Meer und die Insel und die Au, wo Gottes gedacht und Sein Lob gepriesen wird.115

 

Die Eltern müssen alle Anstrengungen machen, ihre Kinder zum Glauben zu erziehen; denn wenn die Kinder diesen erhabensten Schmuck nicht erlangen, werden sie ihren Eltern nicht gehorchen, und dies ist in gewissem Sinne gleichbedeutend mit Ungehorsam gegen Gott.

Wahrlich, solche Kinder werden keine Rücksicht auf andere nehmen und nur tun, was ihnen gefällt.116

Wir haben jedem Sohn anbefohlen, seinem Vater zu dienen. Also haben Wir dieses Gebot im Buche verordnet.117

 

Die Früchte am Baume des Seins sind Vertrauenswürdigkeit, Treue, Wahrhaftigkeit und Reinheit. Nach der Anerkennung der Einheit des Herrn, verherrlicht sei Er, ist die wichtigste Pflicht, gebührende Rücksicht auf die Rechte der Eltern zu nehmen. Dies kommt in allen Büchern Gottes zum Ausdruck.

 

Gesegnet das Haus, das Mein zartes Erbarmen erlangt, darin Mein Gedenken gefeiert wird und das geadelt ist durch die Gegenwart Meiner Geliebten, die Mein Lob künden, sich fest an das Seil Meiner Gnade halten und veredelt werden durch das Singen Meiner Verse. Wahrlich, dies sind die erhabenen Diener, von Gott gepriesen im Qayyúmu’l-Asmá‘ und anderen Schriften. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Antwort gibt und alles sieht.

 

Im Land des Geheimnisses118 sprach die Zunge der Größe diese gesegneten Worte gepriesen und verherrlicht ist Seine Rede:

Es ist ein besonderer Wesenszug dieser größten Sendung, dass die Verwandten derer, die die Wahrheit dieser Offenbarung erkannt und in der Herrlichkeit Seines Namens, der Höchste Herr, den Kelch der Liebe des einen wahren Gottes mit dem erlesenen, versiegelten Wein geleert haben, bei ihrem Tode gnädiglich mit göttlicher Vergebung bedacht und des Meeres Seiner Barmherzigkeit teilhaftig werden, auch wenn sie äußerlich keine Gläubigen sind. Diese Großmut wird jedoch nur solchen Seelen gewährt, die weder Ihm, der Allbeherrschenden Wahrheit, noch Seinen Geliebten Leid zugefügt haben. So ist es verordnet von Ihm, dem Herrn auf dem höchsten Throne, dem Herrscher dieser und der kommenden Welt.

 

Wir haben dir heimzukehren befohlen zum Zeichen Unserer Barmherzigkeit für deine Mutter, denn Wir fanden sie vom Kummer überwältigt. Wir haben euch im Buche befohlen, “ niemanden anzubeten denn Gott und euren Eltern Güte zu erweisen „119. So spricht der eine wahre Gott, und der Ratschluss ist erfüllt durch den Allmächtigen, den Allweisen. Deshalb haben Wir dich veranlasst, zu ihr und zu deiner Schwester zurückzukehren, damit deiner Mutter Augen heiter werden und sie zu den Dankbaren gehöre. Sprich: O Mein Volk! Erweist euren Eltern Achtung und Ehrfurcht. Dies wird Segnungen auf euch niederströmen lassen aus den Wolken der Güte eures Herrn, des Erhabenen, des Großen. Als Wir von deiner Mutter Leid erfuhren, wiesen Wir dich an, zu ihr zurückzukehren zum Zeichen Unserer Barmherzigkeit für dich aus Unserer Gegenwart und zur Mahnung für andere. Hütet euch zu begehen, was euren Vätern und Müttern das Herz betrübt. Folgt dem Pfade der Wahrheit, der wahrlich ein gerader Pfad ist. Vor die Wahl gestellt, Mir einen Dienst zu erweisen oder ihnen, dient lieber ihnen und lasst solches Dienen einen Pfad sein, der herführt zu Mir. Dies ist Meine Mahnung und Mein Gebot an dich. So befolge, was dein Herr, der Mächtige, der Gnädige, dir verordnet.

 

115Bahá’í Prayers, Titelseite

116zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 11

117Alle Textstellen ohne Quellenangabe sind neu übersetzte Auszüge aus bisher unveröffentlichten Sendschreiben.

118Adrianopel (Edirne)

119vgl. Qur’án 46:15

 

 

AUS DEN SCHRIFTEN DES BÁB

 

Der Diener sollte nach jedem Gebet Gott anflehen, seinen Eltern gnädig zu vergeben. Dann wird Gottes Ruf erschallen: “ Abertausendfach sei dir gelohnt, was du für deine Eltern erbeten hast! “ Gesegnet, wer seiner Eltern gedenkt, wenn er mit Gott Zwiesprache hält. Wahrlich, es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Mächtigen, dem Vielgeliebten.120

 

O mein Gott! Ergieße Deine Segnungen und Gnadengaben auf jedes Heim, dessen Bewohner Deinen Glauben angenommen haben, zum Zeugnis Deiner Gunst und zum Zeichen der Gnade aus Deiner Gegenwart.121

 

 

120Qayyúmu’l-Asmá‘, Kap. 48; vgl. Kleine Auswahl aus Seinen Schriften, S. 20

121Selections from the Writings of the Báb, S. 200

 

 

AUS DEN SCHRIFTEN `ABDU’L-BAHÁS

 

Die Bedeutung der Worte, die ich in meinem Brief gebrauchte, als ich dich hieß, dich dem Dienst an der Sache Gottes zu weihen, ist: Richte deine Gedanken allein darauf, den Glauben zu lehren. Handle Tag und Nacht nach den Lehren, Ratschlägen und Ermahnungen Bahá’u’lláhs. Das schließt eine Ehe nicht aus. Du kannst heiraten und zugleich der Sache Gottes dienen; das eine schließt das andere nicht aus. Erkenne den Wert dieser Tage; lass diese Gelegenheit nicht verstreichen. Bitte Gott, dass Er dich zu einer leuchtenden Kerze mache, auf dass du eine große Schar durch diese dunkle Welt führest.122

 

Für die meisten Menschen ist die Ehe eine körperliche Beziehung, und diese Verbindung kann nur vorübergehend sein, weil sie von vornherein dazu verurteilt ist, in einer körperlichen Trennung zu enden. Unter dem Volke Bahás jedoch muss die Ehe sowohl eine körperliche als auch eine geistige Verbindung sein, da Mann und Frau vom selben Weine berauscht sind. Beide sind vom selben unvergleichlichen Antlitz bezaubert, beide leben und entwickeln sich durch den gleichen Geist, beide werden von der gleichen Herrlichkeit erleuchtet. Diese Verbindung ist geistiger Natur, und darum wird dieser Bund ewig bestehen. Ebenso werden sie sich in der stofflichen Welt einer starken und dauerhaften Verbindung erfreuen; denn wenn die Ehe auf Geist und Körper gegründet ist, ist sie eine echte Vereinigung, die überdauern wird. Ist die Verbindung jedoch nur eine körperliche, so ist sie gewiss nur vorübergehend und muss unvermeidlich zur schließlichen Trennung führen. Wenn daher das Volk Bahás zu heiraten gedenkt, muss dieser Bund eine echte Beziehung, ein geistiges wie körperliches Zusammenfinden sein, so dass diese Verbindung in allen Lebensabschnitten und Welten Gottes fortdauert, denn diese wahre Einheit ist ein Lichtstrahl der Liebe Gottes.123

 

Bahá’í-Ehe bedeutet die Bindung zweier Partner aneinander und ihre gegenseitige Zuneigung im Denken und Fühlen. Sie müssen sich jedoch mit größter Sorgfalt bemühen, mit der Wesensart des anderen gründlich vertraut zu werden, so dass der feste Bund zwischen ihnen eine ewige Bindung werde. Ihr Bestreben muss sein, liebevolle Gefährten und für immer und ewig in Einklang miteinander zu sein… Die echte Bahá’í-Ehe bedeutet, dass Mann und Frau körperlich und geistig eins sein sollen, dass sie einander ständig in ihrem geistigen Leben vervollkommnen und sich in allen Welten Gottes ewiger Vereinigung erfreuen. Dies ist die Bahá’í-Ehe.124

 

Und erhaben über jede andere Verbindung ist die Verbindung der Menschen miteinander, besonders wenn sie in der Liebe Gottes zustandekommt. So wird die Ureinheit sichtbar, so wird die Grundlage der Liebe im Geiste gelegt.125

 

Deine Frau ist nicht im Einklang mit dir, doch Gott sei gelobt! die Gesegnete Schönheit ist zufrieden mit dir und verleiht dir reiche Segensgaben. Bemühe dich aber auch weiterhin, geduldig mit deiner Frau zu sein; vielleicht wird sie verwandelt und ihr Herz wird erleuchtet.126

 

Was deinen verehrten Gemahl betrifft, so musst du ihn mit großer Güte behandeln, auf seine Wünsche Rücksicht nehmen und stets auf Ausgleich bedacht sein, bis er sieht, dass deine Zuneigung zu ihm, deine Liebe zu Gott und auch deine Rücksicht auf seine Wünsche nur zugenommen haben, weil du dich dem Reiche Gottes zugewandt hast.127

 

122Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 100

123Kleine Auswahl aus Seinen Schriften, S. 17f

124Kleine Auswahl aus Seinen Schriften, S. 19

125Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 119; zitiert nach: Liebe und Ehe, S. 14

126Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 121

127Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 122

 

 

O ihr, die ihr beide an Gott glaubt! Der Herr, einzig ist Er, hat Mann und Frau erschaffen, damit sie in engster Gemeinschaft miteinander leben und wie eine einzige Seele seien. Sie sind zwei Gefährten, zwei nahe Freunde, die auf ihr gegenseitiges Wohl bedacht sein sollten. Wenn sie so leben, werden sie diese Welt vollkommen zufrieden, glückselig und mit heiterem Gemüt durchschreiten und im Königreich des Himmels zum Ziel göttlicher Gnade und Gunst werden. Aber wenn sie sich anders verhalten, wird sich ihr Leben in großer Bitterkeit verzehren, jeden Augenblick werden sie den Tod herbeisehnen und im himmlischen Reich beschämt sein. Seid daher bemüht, mit Leib und Seele wie zwei Tauben in einem Nest miteinander zu wohnen, denn dies bedeutet Segen in beiden Welten.128

 

Wisset, o ihr liebenden Mütter: In den Augen Gottes ist der beste Weg, Ihn zu verherrlichen, die Erziehung der Kinder und ihre Bildung in allen Vollkommenheiten der Menschheit. Keine edlere Tat ist denkbar.129

 

O du Freund `Abdu’l-Bahás! Sei der Sohn deines Vaters, sei die Frucht jenes Baumes. Sei ein Sohn, geboren aus seiner Seele und seinem Herzen und nicht nur aus Wasser und Lehm. Der ist ein wahrer Sohn, der aus dem geistigen Sein eines Menschen entsprossen ist. Ich bitte Gott, dass du zu allen Zeiten bestätigt und gestärkt werdest.130

 

Beachte, wie leicht sich die Angelegenheiten einer Familie regeln lassen, wenn Einheit herrscht, welche Fortschritte die Familienmitglieder dann machen, wie erfolgreich sie in der Welt sind. Ihre Beziehungen sind geordnet, sie erfreuen sich behaglicher Ruhe. Sie sind ohne Sorge, ihre Stellung ist gesichert, sie werden von allen beneidet. Mit jedem Tag festigt eine solche Familie ihre Stellung und mehrt ihre dauernde Ehre.131

 

Tröste deine Mutter und sei bestrebt zu tun, was ihr Herz glücklich macht.132

 

Richte deinem ,,Augentrost“133und deinem jüngeren Sohn meine sehnsuchtsvollen Grüße aus… Fürwahr, ich liebe sie beide, wie ein mitfühlender Vater seine teuren Kinder liebt. Was dich betrifft, so hege du überreiche Liebe für sie und tue dein Äußerstes, sie zu erziehen, damit sich ihr Wesen durch die Milch der Liebe Gottes entwickeln kann, denn es ist die Pflicht der Eltern, ihre Kinder vollkommen und sorgsam zu erziehen. Es gibt auch bestimmte heilige Pflichten der Kinder ihren Eltern gegenüber. Diese Pflichten sind im Buche Gottes als Gott zugehörig niedergeschrieben.134 Das Wohl der Kinder in dieser Welt und im Reiche Gottes hängt ab vom Wohlgefallen der Eltern, und ohne dieses werden sie offenbaren Verlust erleiden.135

 

Zu deiner Frage nach Mann und Frau, nach dem Band zwischen ihnen und den Kindern, die Gott ihnen gegeben hat, wisse wahrlich: Ein Ehemann ist ein Mensch, der sich aufrichtig Gott zugewandt hat, der vom Ruf der Schönheit des Allherrlichen erweckt ist und in großen Versammlungen Verse der Einheit singt. Eine Ehefrau ist ein Wesen, das die Eigenschaften und Namen Gottes sucht und von ihnen überfließen möchte. Das Band zwischen ihnen ist das Wort Gottes. Wahrlich, es lässt Menschen zuhauf kommen und die Entfernten sich einen. So treten Mann und Frau in enge Verwandtschaft, werden vereint und aufeinander abgestimmt, als wären sie eine Person. Ihre Verbindung, Gemeinschaft und Liebe hat große Auswirkungen auf die Welt, im Materiellen wie im Geistigen. Die geistige Auswirkung ist das Sichtbarwerden der göttlichen Gnadengaben. Die materielle Auswirkung sind Kinder, hineingeboren in die Wiege der Liebe Gottes, genährt an der Brust der Erkenntnis Gottes, aufgewachsen am Herzen der Gaben Gottes und erzogen im Schoße der Erziehung Gottes.

 

 

128Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 122; zitiert nach: Liebe und Ehe, S. 54

129Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 139; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 75

130Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 140; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 78

131Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, S. 279

132Tablets of `Abdu’l-Bahá, S. 74

133persischer Ausdruck für “ Kind “

134siehe den vierten Text aus den Schriften Bahá’u’lláhs in dieser Zusammenstellung, S. 7

135Tablets of `Abdu’l-Bahá, S. 262 f; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 77 f

 

 

Von diesen Kindern hat Christus gesagt: “ Wahrlich, dies sind die Kinder des Königreiches! „136

 

Die Freunde Gottes müssen so leben, sich so verhalten und solche Vortrefflichkeit des Charakters und der Haltung an den Tag legen, dass sie andere staunen machen. Die Liebe zwischen Eheleuten sollte nicht nur rein körperlich, nein, sie muss vielmehr geistig und himmlisch sein. Ihre beiden Seelen sollten als eine Seele betrachtet werden. Wie schwierig wäre es, eine einzige Seele zu teilen! Wie groß wäre die Schwierigkeit! Kurz, die Grundlage des Reiches Gottes beruht auf Einklang und Liebe, Einheit, Verbundenheit und Einigkeit, nicht auf Streit, besonders nicht zwischen Mann und Frau.137

 

Du hast gefragt, ob ein Mann seine Frau daran hindern kann, das göttliche Licht anzunehmen, oder ob eine Frau ihren Mann davon abbringen kann, Zutritt zum Reiche Gottes zu erlangen. In Wahrheit kann keiner den anderen hindern, in das Königreich einzutreten; es sei denn, der Mann hätte eine maßlose Bindung an seine Frau oder die Frau an ihren Mann. Wenn beide den Partner bis zur Gottvergessenheit anbeten, können sie einander davon abhalten, Zutritt zu Seinem Reich zu suchen.138

 

Ich flehe zu Gott, dass Er dein Heim gnädiglich zu einem Brennpunkt mache, aus dem das Licht göttlicher Führung strömt, die Worte Gottes sich verbreiten und die Herzen Seiner getreuen Diener und Dienerinnen allezeit vom Feuer der Liebe entflammt werden. Wisse und sei dir gewiss: Ein jedes Haus, aus dem der Lobgesang, den Namen Gottes rühmend, zum Reich der Herrlichkeit emporsteigt, ist ein himmlisches Heim und ein Garten der Glückseligkeit im Paradiese Gottes.24

 

Wenn du deinen Eltern solche Zuneigung und Achtung bezeigst, dass sie zufrieden sind, bin auch Ich zufrieden; denn Eltern müssen hoch geachtet werden, und es ist wichtig, dass sie zufrieden sind, solange sie dich nicht hindern, Zugang zur Schwelle des Allmächtigen zu erlangen und dich nicht davon abhalten, auf dem Pfad des Königreiches zu wandeln. Ihnen geziemt fürwahr, dich auf diesem Wege zu ermutigen und anzuspornen.24

 

O Herr! In dieser größten Sendung nimmst Du die Fürbitte der Kinder für ihre Eltern an. Dies ist eine der besonderen, unendlichen Gnadengaben dieser Sendung. Nimm deshalb, o Du gütiger Herr, die Bitte Deines Dieners an der Schwelle Deiner Einzigkeit an und lasse seinen Vater versinken im Meere Deiner Gnade. Denn dieser Sohn hat sich erhoben, Dir zu dienen, und müht sich unentwegt auf dem Pfade Deiner Liebe. Wahrlich, Du bist der Gebende, der Verzeihende und der Gütige.139

 

Behandle alle deine Freunde und Verwandten, ja selbst Fremde, im Geiste größter Liebe und Güte.24

 

O Dienerinnen des Selbstbestehenden Herrn! Mühet euch, die Ehre und das Vorrecht zu erlangen, die den Frauen bestimmt sind. Zweifellos ist der größte Ruhm der Frauen die Dienstbarkeit an Seiner Schwelle und die Ergebenheit an Seiner Pforte, der Besitz eines wachsamen Herzens und der Lobpreis Gottes, des Unvergleichlichen. Es ist die herzliche Liebe zu anderen Dienerinnen und makellose Keuschheit, Gehorsam und Rücksicht gegenüber dem Ehemann und fürsorgliche Erziehung der Kinder, Gelassenheit und Würde, Standhaftigkeit im Gedenken des Herrn und heißestes Entflammtsein und Hingezogensein.24

 

Zu deiner Frage über die Beratung eines Vaters mit seinem Sohne oder eines Sohnes mit seinem Vater über Handel und Wandel: Beratung gehört zum Grundbestand des göttlichen Gesetzes. Sie ist ganz gewiss gottgefällig, ob zwischen Vater und Sohn oder zwischen anderen. Es gibt nichts Besseres als sie. Der Mensch muss in allen Angelegenheiten beraten, denn dies führt ihn zum Kern jedes Problems und befähigt ihn, die richtige Lösung zu finden.140

 

136Tablets of `Abdu’l-Bahá, S. 605 f

137zitiert in: Liebe und Ehe, S. 55f

138neu übersetzter Text

139zitiert in: Über die Macht des Gebets, S. 15f

 

 

O ihr beiden liebenden Brüder! Euer liebevoller Bruder hat geschrieben und eure Namen erwähnt. Er hat euch sehr gelobt und gepriesen. Beachtet, wie sehr er sich zu euch hingezogen fühlt und euch liebt. So sollte ein Bruder sein, so liebevoll und beglückend, nicht wie `Abdu’l-Bahás Bruder, der bitterer ist als Gift.24

 

Ein Vater soll sich stets bemühen, seinen Sohn zu erziehen und ihn mit den himmlischen Lehren vertraut zu machen. Er soll ihn jederzeit beraten und ermutigen, ihn rühmenswerte Sitten und Eigenschaften lehren, ihm die Möglichkeit der Schulbildung bieten und ihn in solchen Künsten und Wissenschaften unterweisen lassen, die als nützlich und notwendig gelten. Kurz, er sollte ihm die Tugenden und Vollkommenheiten der Menschenwelt beibringen. Vor allem sollte er ihn ständig an das Gedenken Gottes erinnern, auf dass seine pochenden Adern von der Liebe Gottes durchpulst werden. Andererseits muss der Sohn seinem Vater größten Gehorsam erweisen und sich als bescheidener, demütiger Diener benehmen. Tag und Nacht sollte er eifrig bestrebt sein, für das Wohlbefinden und Wohlergehen seines liebenden Vaters zu sorgen und sein Wohlgefallen zu erlangen. Er muss auf Ruhe und Vergnügen verzichten und stets bemüht sein, Vater und Mutter das Herz zu erfreuen, damit er so das Wohlgefallen des Allmächtigen erlange und die Heerscharen des Unsichtbaren ihm gnädiglich zu Hilfe eilen.24

 

Habe deinen Mann lieb und zeige ihm ein freundliches Wesen, wie schlecht er auch gelaunt sei. Selbst wenn deine Liebenswürdigkeit ihn noch mehr verärgert, erweise du noch mehr Güte, noch mehr Freundlichkeit, noch mehr Liebe und ertrage seine herzlose, schlechte Behandlung.24

 

140zitiert in: Beratung, S. 14

 

 

AUS DEN ANSPRACHEN `ABDU’L-BAHÁS

 

Die Mannigfaltigkeit der ererbten Charaktereigenschaften kommt aus der Stärke und Schwäche der Konstitution; das heißt, wenn beide Eltern schwach sind, werden die Kinder schwächlich; sind sie stark, werden auch die Kinder kräftig. Ebenso hat die Reinheit des Blutes einen großen Einfluss, denn der gesunde Keim ist wie die edle Zucht, die es bei Pflanzen und Tieren gibt. Zum Beispiel sieht man, dass Kinder von schwachen und gebrechlichen Eltern eine entsprechend schwächliche Konstitution und keine widerstandsfähigen Nerven haben; sie sind leidend, haben weder Geduld, noch Ausdauer, noch Entschlusskraft, noch Beharrlichkeit und sind voreilig; denn Kinder erben die schwächliche Konstitution ihrer Eltern. Darüber hinaus wurde einigen Familien und Geschlechtern ein besonderer Segen verliehen. So ist es eine besondere Segnung, dass von den Nachkommen Abrahams alle Propheten der Kinder Israel kommen sollten. Dies ist eine Gnade, die Gott dieser Linie gewährt hat: Moses von Vater- und Mutterseite, Christus durch Seine Mutter, auch Muhammad, dem Báb und allen Propheten und den heiligen Manifestationen Israels. Die Gesegnete Schönheit141 ist ebenfalls ein direkter Nachkomme Abrahams, denn Abraham hatte außer Ismael und Isaak andere Söhne, die damals nach Persien und Afghanistan auswanderten, und die Gesegnete Schönheit ist einer ihrer Nachkommen. Somit ist es augenscheinlich, dass es auch einen ererbten Charakter gibt, und zwar in solchem Maße, dass Nachkommen, wenn ihre Eigenschaften nicht ihrer Abstammung entsprechen, geistig nicht als Glieder der Familie angesehen werden, obwohl sie körperlich jenem Geschlecht angehören; wie zum Beispiel Kanaan142, der nicht zum Geschlecht Noahs gezählt wird.

Die Unterschiede in kulturell bedingten Eigenschaften sind jedoch bedeutend, denn die Erziehung hat großen Einfluss. Durch sie wird der Unwissende wissend, der Feige mutig; durch Zucht wird der verwachsene Zweig gerade, die sauren, bitteren Früchte der Berge und Wälder werden süß und köstlich, und aus fünf Blättern einer Blüte werden hundert. Durch Erziehung werden wilde Völker kultiviert, selbst wilde Tiere werden zahm. Die Erziehung verdient größte Aufmerksamkeit, denn ebenso ansteckend wie körperliche Krankheiten sind die Tugenden von Herz und Geist. Der Einfluss der Erziehung ist umfassend, und groß sind die Unterschiede, die sie bewirkt.143

 

So tragen auch Vater und Mutter unendlich viel Sorgen und Mühen um ihre Kinder; und kaum haben die Kinder das Alter der Reife erlangt, so gehen die Eltern oft schon in die andere Welt ein. Nur selten sehen Vater und Mutter in dieser Welt den Lohn der Sorgen und Mühen, die sie für ihre Kinder auf sich genommen haben. Darum müssen die Kinder zum Dank für diese Sorgen und Mühen fürsorglich und wohltätig sein und um Vergebung und Verzeihung für ihre Eltern flehen. So solltest du als Dank für die Liebe und Güte, die dir dein Vater erwiesen hat, in seinem Namen den Armen geben, in tiefster Demut und Ergebenheit die Verzeihung und Vergebung der Sünden erflehen und um die höchste Gnade bitten.144

 

Wenn in einer Familie Liebe und Einklang herrschen, wird diese Familie vorankommen und geistig erleuchtet werden, wenn aber Feindschaft und Hass in ihr sind, können Zerstörung und Auflösung nicht ausbleiben.145

 

Nach den Lehren Bahá’u’lláhs soll die Familie als eine menschliche Einheit nach den Regeln der Heiligkeit erzogen werden. Alle Tugenden sind der Familie zu lehren. Die Familienbande sind unversehrt zu bewahren; die Rechte der Familienmitglieder dürfen nicht verletzt werden, weder die des Sohnes noch die des Vaters oder der Mutter. Niemand darf rücksichtslos sein. Wie der Sohn bestimmte Pflichten gegenüber dem Vater hat, so hat der Vater Pflichten gegenüber dem Sohn. Die Mutter, die Schwester und die anderen Haushaltsmitglieder haben ihre eigenen Vorrechte. Alle diese Rechte müssen gewahrt werden, doch die Einheit der Familie muss erhalten bleiben. Die Schädigung eines Familienmitgliedes soll als die Schädigung aller gelten, das Wohl eines als das Wohl aller, die Ehre eines als die Ehre aller.146

 

 

141Bahá’u’lláh

142vgl. 1. Mose 9:25

143Beantwortete Fragen, Kap. 57, S. 209f

144Beantwortete Fragen, Kap. 62, S. 225

145Promulgation of Universal Peace, S. 144; zitiert in: Liebe und Ehe, S. 44

 

 

Das Kind darf nicht unterdrückt oder getadelt werden, weil es unentwickelt ist, es muss mit Geduld angeleitet werden.147

 

Wenn ihr ein Glied eurer Familie oder einen Landsmann liebt, so tut es mit einem Strahl der unendlichen Liebe! Tut es mit Gott und für Gott! Wo immer ihr die Eigenschaften Gottes findet, liebt jenen Menschen, gleichviel, ob er zu eurer Familie gehört oder zu einer anderen.148

 

Dies ist ein wirkliches Bahá’í-Haus. Wann immer ein solches Haus, eine solche Versammlungsstätte entsteht, wird es zum starken Beistand für die allgemeine Entwicklung der Stadt und des Landes, darin es gelegen ist. Es lässt Bildung und Wissenschaft wachsen und wird bekannt für die lebendige Geistigkeit und Liebe, die es im Volk verströmt.149 Betrachte die schädliche Wirkung von Zwietracht und Meinungsstreit in einer Familie; alsdann denke über die Gnadengaben nach, die auf diese Familie herabkommen, wenn Einheit zwischen ihren Gliedern besteht. Welch unermessliche Wohltaten und Segnungen würden auf die große menschliche Familie herabkommen, wenn Einheit und Brüderlichkeit herrschten. In diesem Jahrhundert, in dem die Segnungen der Einheit und die furchtbaren Auswirkungen der Zwietracht so offenkundig zu Tage treten, sind in der Welt die Werkzeuge erschienen, mit denen die Gemeinschaft der Menschen erreicht und vollendet werden kann. Bahá’u’lláh hat den Weg verkündet und bereitet, auf dem Feindschaft und Uneinigkeit aus der Menschenwelt geschaffen werden können. Er hat keinen Grund, keine Möglichkeit für Streit und Unstimmigkeit gelassen. An erster Stelle hat Er die Einheit der Menschheit verkündet und religiöse Lehren für die gegenwärtigen Verhältnisse der Menschen dargelegt.150

 

Mein Haus ist ein Haus des Friedens. Mein Haus ist ein Haus frohen Glücks. Mein Haus ist ein Haus hellen Lachens. Wer immer durch die Pforten dieses Hauses tritt, gehe von dannen mit freudigem Herzen. Dies ist ein Haus des Lichtes; wer immer hier eintritt, werde erleuchtet.151

 

Es ist sehr wichtig, dass der Mensch eine Familie gründe. Solange er jung ist, erkennt er in jugendlicher Selbstzufriedenheit nicht die Wichtigkeit der Ehe, aber im Alter wird er dies bedauern… In dieser herrlichen Sache Gottes sollte das Leben eines Ehepaares dem der Engel im Himmel gleichen: ein Leben voll Freude und geistigen Entzückens, ein Leben der Einheit und Eintracht, eine geistige wie körperliche Freundschaft. Der Haushalt soll ordentlich und gut geplant sein. Ihre Absichten und Gedanken sollen wie die Sonnenstrahlen der Wahrheit, wie der Strahlenglanz der funkelnden Sterne am Himmel sein. Wie zwei Vögel sollen sie auf den Zweigen des Baumes der Freundschaft und des Einklangs ihre Lieder singen. Immer sollten sie froh und glücklich gestimmt, immer ein Quell für die Herzen anderer sein. Sie sollten ihren Mitmenschen ein Beispiel setzen, einander wahre und aufrichtige Liebe erweisen und ihre Kinder so erziehen, dass damit Ruhm und Ehre ihrer Familie kundgemacht wird.152

 

146Promulgation of Universal Peace, S. 168; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 113; Liebe und Ehe, S. 44

147Promulgation of Universal Peace, S. 180f; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 114

148Ansprachen in Paris, S. 25f

149Ansprachen in Paris, S. 55

150Star of the West, Bd. 17, Nr. 7 1926, S. 232

151Star of the West, Bd. 20, Nr. 2 1929, S. 52

152neu übersetzter Text

 

 

AUS BRIEFEN SHOGHI EFFENDIS AN EINZELNE GLÄUBIGE

 

Ich bitte Sie dringend, eine Zeitlang Ihr Augenmerk auf alles zu richten, was Ihnen nach Ihrer eigenen Ansicht das Wohlwollen, die Toleranz und Zuneigung Ihres Gatten sichert. Erweisen Sie ihm äußerste Güte und Rücksicht; versuchen Sie, ihn zum passenden Zeitpunkt das Ziel und den Geist des Glaubens erfassen zu lassen. Ich werde für den Erfolg Ihrer Bemühungen in dieser Hinsicht beten und wünsche Ihnen von ganzem Herzen Glück!153

 

Aus meiner großen Liebe und Zuneigung heraus kann ich nicht umhin, selbst einige Worte anzufügen, um Ihnen die Notwendigkeit vor Augen zu führen, Ihrem lieben, verehrten Mann stets größte Achtung, Rücksicht und Liebe zu erweisen. Ich hege große Hoffnung; denn es hängt hauptsächlich von Ihrer Haltung und Rücksicht für ihn ab, wann er schließlich die Sache annimmt, die Sie so innig lieben und der Sie so erfolgreich dienen. Mein tiefes Mitgefühl ist mit Ihnen bei Ihren häuslichen Sorgen, die, wie ich weiß, schwer auf Ihrem Herzen lasten. Ich bete für Sie, dass bei Ihren vielfältigen Tätigkeiten Ihr Herzenswunsch in Erfüllung gehe.154

 

153Brief vom 20. März 1928

154Brief vom 20. Dezember 1928

 

AUS BRIEFEN IM AUFTRAG SHOGHI EFFENDIS155

 

Es ist sehr bedauerlich, wenn es zwischen Mann und Frau zu unterschiedlichen Meinungen und Überzeugungen kommt, denn dies schwächt zweifelsohne das geistige Band, das, vor allem in schwierigen Zeiten, die Familie zusammenhält. Dieses Band lässt sich nicht durch Verhaltensweisen stärken, die den Partner entfremden. Ein Ziel der Sache Gottes ist in der Tat, engere Bande in den Familien zu knüpfen. In allen derartigen Fällen empfahl der Meister deshalb, auf die Wünsche des anderen einzugehen und zu beten. Beten Sie, dass Ihr Mann nach und nach das Licht erkenne, und verhalten Sie sich gleichzeitig so, dass Sie ihn der Sache näherbringen, anstatt ihn dagegen einzunehmen. Ist erst die Eintracht gesichert, so können Sie ungehindert dienen.156

 

Unter solchen Umständen pflegte der Meister die Freunde zu bitten, in ihrer Liebe verschwenderisch und dem Gatten besonders ergeben zu sein. Solche Menschen müssen durch Taten erkennen, dass die Sache Gottes nicht gekommen ist, Familienbande zu zerreißen, sondern sie zu stärken. Sie ist nicht gekommen, die Liebe zu tilgen, sondern sie zu stärken. Sie ist nicht geschaffen, soziale Einrichtungen zu schwächen, sondern sie zu stärken.157

 

Natürlich sähe Shoghi Effendi es gerne, wenn Sie und die anderen Freunde ihre ganze Zeit und Energie der Sache widmeten, denn wir brauchen fähige Mitarbeiter dringend; aber die Familie ist eine Institution, die Bahá’u’lláh stärken, nicht schwächen will. Es sind viele bedauerliche Dinge in Bahá’í-Familien geschehen, weil man diesen Punkt vernachlässigt hat. Dienen Sie der Sache, aber denken Sie auch an Ihre Familienpflichten. Sie allein können das Gleichgewicht finden und darauf achten, dass Sie nicht einer Pflicht zuliebe die andere vernachlässigen. Wir hätten viel mehr Männer in der Sache, wären die Ehefrauen bedächtiger und in ihren Bahá’í-Tätigkeiten maßvoller.158

 

Ein wahres Bahá’í-Haus ist ein zuverlässiges Bollwerk, auf das sich die Sache Gottes bei der Planung ihrer Feldzüge stützen kann. Wenn … und … einander lieben und sich heiraten möchten, möchte Shoghi Effendi nicht, dass sie meinen, durch Liebe und Heirat beraubten sie sich des Vorrechts zu dienen; in Wirklichkeit wird eine solche Vereinigung ihre Fähigkeit zu dienen vergrößern. Es gibt nichts Schöneres, als wenn junge Bahá’í heiraten und wahre Bahá’í-Familien gründen, wie Bahá’u’lláh sie wünscht. Übermitteln Sie bitte den beiden die herzlichsten Grüße des Hüters.159

 

Ein Gott, der nur liebt oder nur gerecht ist, ist kein vollkommener Gott. Das göttliche Wesen muss beide Seiten haben; ebenso sollte jeder Vater in der Haltung seinen Kindern gegenüber beides verwirklichen. Wenn wir eine Weile nachdenken, erkennen wir, dass unsere Wohlfahrt nur gesichert ist, wenn diese göttlichen Eigenschaften beide gleichermaßen betont und verwirklicht werden.160

 

Unseren Spenden für den Tempel ist keine Grenze gesetzt. Je mehr wir geben, umso besser ist es für die Sache Gottes und für uns selbst. Aber Ihr Fall ist ein besonderer, da Ihr Mann kein Gläubiger ist. Wenn es Ihnen gelingt, ihn von der Wichtigkeit Ihrer Spenden für die Sache zu überzeugen, um so besser. Aber Sie sollten sich ihm in dieser Frage niemals widersetzen und nicht zulassen, dass irgend etwas den Frieden und die Einheit ihres Familienlebens stört.161

 

Der Hüter wünscht, dass ich Sie besonders dringend bitte, geduldig und zuversichtlich zu bleiben, vor allem aber Ihrem Mann als Antwort auf den Widerstand und Hass, den Sie von ihm erfahren, größte Freundlichkeit und Liebe zu erweisen. In solchen Fällen ist eine versöhnliche, freundliche Haltung nicht nur die Pflicht eines jeden Bahá’í, sondern auch die

wirksamste Art, für die Sache Gottes das Wohlwollen und die Bewunderung ihrer früheren Gegner und Feinde zu gewinnen. Die Liebe ist wahrhaftig das mächtigste Heilmittel, das die schlechtesten, erbärmlichsten Menschen in himmlische Seelen verwandeln kann. Möge Ihr Beispiel dazu beitragen, die Wahrheit dieser schönen Lehre unseres Glaubens erneut zu bestätigen.162

 

 

155Die folgenden Texte sind, wenn nicht anders vermerkt, Briefen an einzelne Gläubige entnommen.

156Aus einem Brief vom 15. Juli 1928

157Aus einem Brief vom 14. Oktober 1928

158Aus einem Brief vom 14. Mai 1929; zitiert in: Liebe und Ehe, S. 67

159Aus einem Brief vom 6. November 1932

160Aus einem Brief vom 29. April 1933

161Aus einem Brief vom 21. September 1933

 

Der Hüter hat mit tiefer Anteilnahme von Ihren familiären Schwierigkeiten und Sorgen erfahren. Er bat mich, Sie seiner innigen Gebete für Sie und Ihre liebe Familie zu versichern, insbesondere dafür, dass Ihnen himmlische Führung und Hilfe für die Beilegung Ihrer Streitigkeiten und die völlige Wiederherstellung einer harmonischen Lebensgemeinschaft zuteil werde. Wenn er Sie dringend bittet, jedes Opfer zu bringen, um Einheit in Ihrer Familie herzustellen, möchte er zugleich, dass Sie sich nicht entmutigt fühlen, wenn Ihre Bemühungen nicht sofort Früchte tragen. Sie sollten das Ihre tun in dem sicheren Glauben, dass Sie Ihre Pflicht als Bahá’í erfüllen, wenn Sie so handeln. Das weitere liegt sicherlich in Gottes Hand. Was die Haltung Ihres Mannes gegenüber der Sache Gottes betrifft: Wie unfreundlich sie auch sei, sollten Sie doch immer hoffen, dass Sie durch versöhnliches, freundliches Verhalten und mit weiser, taktvoller, geduldiger Bemühung allmählich mit Erfolg sein Wohlwollen für den Glauben gewinnen können. Unter keinen Umständen sollten Sie versuchen, ihm Ihre persönlichen religiösen Überzeugungen gewaltsam aufzuzwingen. Ebensowenig sollten Sie sich durch seinen Widerstand gegen die Sache ernstlich in Ihren Tätigkeiten behindern lassen… Sie sollten sich geduldig und taktvoll verhalten, voll des Vertrauens, dass Bahá’u’lláh Ihre Bemühungen leitet und stützt.163

 

Es macht ihn sehr glücklich, von der Erklärung Ihrer … Freundin und von ihrem aufrichtigen Wunsch zu erfahren, dem Glauben zu dienen und ihn zu fördern. Er wird sicherlich für sie beten, damit ihr Wissen und ihr Glaubensverständnis ungeachtet des Widerstands ihrer Eltern und Verwandten wachsen und sie von solchem Eifer beseelt werde, dass sie sich aufmacht, eine große Zahl ihrer früheren Mitgläubigen zur Sache Gottes hinzuführen. Unter keinen Umständen sollte sie es jedoch zulassen, dass ihre Eltern sich ihr völlig entfremden; vielmehr ist es ihre heilige Pflicht, durch geduldige, anhaltende, liebevolle Bemühung deren Wohlwollen für den Glauben zu gewinnen und vielleicht sogar deren Erklärung zu bewirken…164

 

Was Ihre Pläne betrifft, stimmt der Hüter in der Tat völlig mit Ihnen überein, dass Sie, wie wichtig und dringend die Erfordernisse der Lehrarbeit auch seien, unter keinen Umständen die Erziehung Ihrer Kinder vernachlässigen dürfen, da Sie ihnen gegenüber eine ebenso heilige Pflicht wie gegenüber der Sache Gottes haben. Alle Ihre Pläne und Vorkehrungen, Ihre zweifachen Pflichten der Familie und dem Glauben gegenüber so zu verbinden, dass Sie auf dem Felde des Lehrens und Pionierens wieder tätig werden und gleichzeitig so gut für Ihre Kinder sorgen können, dass deren Zukunft in der Sache Gottes nicht gefährdet ist, würden die uneingeschränkte Zustimmung des Hüters finden.165

 

Die Institution der Ehe, wie sie von Bahá’u’lláh eingesetzt wurde, misst der körperlichen Seite der ehelichen Verbindung die gebührende Bedeutung bei, ordnet sie aber den moralischen und geistigen Zielen und Aufgaben unter, mit denen eine allweise, liebende Vorsehung die Ehe ausgestattet hat. Nur wenn jedem dieser verschiedenen Werte die gebührende Bedeutung beigemessen wird und nur auf der Grundlage, dass das Körperliche dem Moralischen, das Fleisch dem Geistigen untergeordnet ist, können Ausschweifungen und eine Laxheit in den ehelichen Beziehungen, wie unser dekadentes Zeitalter sie so beklagenswert miterlebt, vermieden werden; nur so lässt sich das Familienleben in ursprünglicher Reinheit wiederherstellen, nur so kann es seine wahre gottbestimmte Aufgabe erfüllen.166

 

 

162Aus einem Brief vom 6. Dezember 1935

163Aus einem Brief vom 23. Juli 1937

164Aus einem Brief vom 6. Juli 1938

165Aus einem Brief vom 17. Juli 1938; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 95f

 

 

Der Hüter weiß Ihren Wunsch, tatkräftiger auf dem Felde des Lehrens mitzuwirken, sehr zu schätzen; aber er sieht auch, dass Sie gegenüber Ihrem Mann nicht weniger heilige und bindende Pflichten haben denn als Gläubige. Daher sollten Sie Ihre Pläne mit Rücksicht auf seine Wünsche so einrichten, dass Sie nicht zu weit von ihm entfernt sind, besonders da er darauf bedacht ist, dass Sie das gemeinsame Familienleben nicht aufgeben, und sei es auch nur zeitweise.167

 

Dennoch ist der Hüter dankbar, dass …168 grundsätzlich nichts dagegen hat, dass Sie Bahá’í- Veranstaltungen besuchen, und dass er Ihnen völlige Freiheit gibt, an allen örtlichen Bahá’í-Tätigkeiten teilzunehmen. Auch wenn er54 darauf besteht, dass Sie dazu seine Zustimmung einholen, sollten Sie sich nicht verletzt oder entmutigt fühlen, sondern sich weiterhin bemühen, auf freundliche, versöhnliche Art sein Wohlwollen für die Sache zu gewinnen. Sie haben keinen ernsthaften Grund, sich über ihn zu beklagen, solange er sich nicht ungebührlich in Ihre Bahá’í-Arbeit einmischt und Sie daran hindert, Ihren wichtigen geistigen und administrativen Pflichten gegenüber dem Glauben nachzukommen. Der Hüter wird inzwischen dafür beten, dass Ihre Hoffnung, Ihren Gatten in der Sache Gottes aktiv und gefestigt zu sehen, in Erfüllung gehe, und dass auch Sie geführt werden, ihm gegenüber eine wahre Bahá’í-Haltung einzunehmen, die weiterhin sein Wohlwollen für den Glauben wachhält und die in seinem Herzen schlummernden Geisteskräfte so belebt, dass er schließlich ganz in der Sache gefestigt wird. Bleiben Sie zuversichtlich und fahren Sie vertrauensvoll in Ihren Bemühungen fort.169

 

Ein Bahá’í-Kind großzuziehen, ist, wie immer wieder in den Bahá’í-Schriften betont, die Hauptpflicht der Mutter, die in der Tat das einzigartige Vorrecht hat, in ihrem Heim die Bedingungen zu schaffen, die der leiblichen wie geistigen Wohlfahrt und Förderung des Kindes am besten dienen. Die Erziehung, die ein Kind zuerst von der Mutter erhält, legt die sicherste Grundlage seiner künftigen Entwicklung; daher sollte es das höchste Anliegen Ihrer Ehefrau … sein, sich von nun an um die geistige Erziehung ihres neugeborenen Sohnes zu bemühen und ihn dadurch zu befähigen, später alle Aufgaben und Pflichten des Bahá’í- Lebens auf sich zu nehmen und angemessen zu erfüllen.170

 

Er hat Ihren Wunsch, als Pionier zu lehren und zu dienen, mit dem Gefühl aufrichtiger Bewunderung zur Kenntnis genommen, ist jedoch betrübt zu hören, dass die häuslichen Umstände Ihnen nicht erlauben, diesen Herzenswunsch zu verwirklichen. Ihren Eifer, für den Glauben in fernen bislang unerschlossenen Gebieten zu wirken, weiß er von Herzen zu schätzen; er meint aber, angesichts des Widerstands Ihres Mannes und im Hinblick darauf, dass die Kinder Ihrer unmittelbaren Hilfe und Führung bedürfen, sollten Sie vorläufig statt an unerschlossenen Orten in der Umgebung von … oder den angrenzenden

Städten zu arbeiten versuchen.171

 

Die Frage nach der Ausbildung und Erziehung von Kindern, deren einer Elternteil nicht Bahá’í ist, geht nur die Eltern selbst an; sie müssen darüber entscheiden, welcher Weg ihnen zur Aufrechterhaltung der Einheit ihrer Familie und für das zukünftige Wohl ihrer Kinder der beste und dienlichste erscheint. Sobald das Kind alt genug ist, sollte ihm jedoch volle Freiheit gegeben werden, seine Religion unabhängig von den Wünschen und Hoffnungen seiner Eltern zu wählen.172

 

166Aus einem Brief vom 8. Mai 1939; zitiert in: Liebe und Ehe, S. 61

167Aus einem Brief vom 5. Juni 1939

168Der Ehemann der Briefempfängerin

169Aus einem Brief vom 5. August 1939

170Aus einem Brief vom 16. November 1939; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 99

171Aus einem Brief vom 7. November 1940

172Aus einem Brief vom 14. Dezember 1940 an den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í in Indien, Dawn of a New Day, S. 86; zitiert in: Ziele der Kindererziehung, S. 101

 

 

…jetzt, da Sie beide den aufrichtigen Wunsch verspüren, Ihr eheliches Leben durch gemeinsame Anstrengungen glücklich zu gestalten, rät Ihnen Shoghi Effendi, alles in Ihrer Macht Liegende zu tun, um Ihren Mann durch Liebe und Güte zu überzeugen und sein Vorurteil gegen die Sache Gottes zu überwinden.173

 

Sie sollte sich sicherlich nicht grämen, wenn sie feststellt, dass ihre Familie nicht empfänglich für die Lehren ist; denn nicht jede Seele ist geistig erleuchtet. Selbst in den Familien der Propheten sind viele nicht zum Glauben übergetreten, und das angesichts des Beispiels und der Überzeugungskraft der Manifestation Gottes! Deshalb sollten sich die Freunde durch derartiges nicht betrüben lassen, vielmehr die Zukunft ihrer Lieben in Gottes Hand legen und durch ihre Dienste und ihre Ergebenheit im Glauben das Vorrecht erlangen, für die schließliche geistige Wiedergeburt ihrer Lieben Fürbitte einzulegen.174

 

Wie eng Familienbande auch seien, müssen wir gleichwohl immer bedenken, dass geistige Bande viel enger sind; sie sind ewig und überdauern den Tod, während körperliche Bande, wenn sie nicht von geistigen getragen werden, auf dieses Leben beschränkt bleiben. Sie sollten alles in Ihrer Macht Stehende tun, um Ihrer Familie durch Gebet und Beispiel die Augen für den Bahá’í-Glauben zu öffnen; doch grämen Sie sich nicht zu sehr über deren Taten. Wenden Sie sich Ihren Bahá’í-Brüdern und -Schwestern zu, die mit Ihnen im Lichte des Königreiches leben.175

 

Unser Glaube ist ebenso für Kinder da wie für ältere Menschen, und sein Herz jubelt, wenn er sieht, wie jung und alt zusammenwirken, diese erhabene Botschaft des Heils der ganzen Menschheit zu bringen.176

 

Zu des Hüters Erklärung, dass die Pioniertätigkeit von der Zustimmung der Eltern abhänge und deren Einverständnis notwendig sei, haben Sie gefragt, ob diese Richtlinie gleichermaßen für volljährige wie für minderjährige Kinder gilt. Die Antwort des Hüters ist, dass diese Richtlinie nur für diejenigen gilt, die noch nicht volljährig sind.177

 

Bahá’u’lláh hat allen Menschen die Ehe als natürliche, rechtmäßige Lebensweise nachdrücklich empfohlen. Er hat jedoch ihre geistige Natur hervorgehoben, welche die wichtigste Seite der Ehe ist, ohne dass damit ein normales körperliches Leben ausgeschlossen wird. Es ist ungleich wichtiger, dass zwei Menschen in Liebe und Harmonie leben, als dass sie sich in Leidenschaft füreinander verzehren. Das eine gleicht einem starken Felsen, auf den  man sich in Zeiten der Not stützen kann; das andere ist bloß vorübergehend und kann jederzeit erlöschen.178

 

Der Hüter meinte mit seinen Bemerkungen … über die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, Mann und Frau in Amerika, dass die Kinder dortzulande dazu neigen, die Wünsche ihrer Eltern zu wenig zu berücksichtigen und ihnen den schuldigen Respekt zu versagen. Auch neigen Frauen in manchen Fällen dazu, ihre Ehemänner zu beherrschen. Das ist ehrt wie Herrschaft des Mannes über seine Frau.179

 

Er meint, Sie sollten jedenfalls Ihrem Mann größte Liebe und Zuneigung erweisen. Wenn wir im Zweifel darüber sind, wie wir uns als Bahá’í verhalten sollen, sollten wir an `Abdu’l-Bahá denken, Sein Leben studieren und uns fragen, was Er getan hätte, denn Er ist in jeder Hinsicht unser vollkommenes Vorbild. Und Sie wissen, wie behutsam Er war und wie Seine Zuneigung und Güte gleich dem Sonnenlicht auf jeden schien. Ihr Ehemann und Ihr Kind haben Anrecht auf Ihre Liebe. Sie geben Ihnen eine wunderbare Gelegenheit, Ihren Glauben an die Sache Gottes unter Beweis zu stellen. Auch sollten Sie zu Bahá’u’lláh beten, dass Er Ihnen helfe, sich mit Ihrem Mann zu einigen und Er aus Ihrem Heim ein wahres, glückliches Heim mache.180

 

 

173Aus einem Brief vom 27. November 1941

174Aus einem Brief vom 9. März 1942

175Aus einem Brief vom 8. Mai 1942

176Aus einem Brief vom 30. November 1942

177Aus einem Brief vom 18. Januar 1943 in persischer Sprache an den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í in Írán

178Aus einem Brief vom 20. Januar 1943

179Aus einem Brief vom 22. Juli 1943

 

 

Er war sehr betrübt zu erfahren, dass Sie wegen des Bahá’í-Glaubens in Ihrer Familie Schwierigkeiten haben. Er meint, Sie sollten alles in Ihrer Macht Stehende tun, um Liebe und Harmonie zwischen Ihrem Mann und Ihnen zu fördern, um Ihrer selbst und um Ihrer Kinder willen. Sie sollten ihn jedoch darauf hinweisen, dass jedem Menschen die Freiheit zusteht, Gott zu suchen, und dass er es Ihnen überlassen sollte, an den Bahá’í-Veranstaltungen teilzunehmen, während Sie niemals versuchen werden, ihn zu beeinflussen oder auch nur über den Bahá’í-Glauben mit ihm zu sprechen, wenn er es nicht möchte. Der Hüter hofft, dass Sie durch Geduld, Taktgefühl und Gebet allmählich sein Vorurteil überwinden werden.181

 

Ein Bahá’í ist niemals gezwungen, an einem bestimmten Ort zu wohnen; wenn Sie in … Ihren Lebensunterhalt nicht verdienen konnten und näher bei Ihren bejahrten Eltern sein wollten, taten Sie gut daran wegzuziehen.182

 

Shoghi Effendi möchte, dass ich hinsichtlich Ihrer Ehe folgenden Hinweis hinzufüge: Seiner Meinung nach darf ein Gläubiger unter keinen Umständen die Sache oder den Dienst an ihr zum Anlass nehmen, seine Ehe zu lösen. Die Scheidung wird, wie wir wissen, von Bahá’u’lláh schärfstens mißbilligt; nur äußerst schwerwiegende Gründe rechtfertigen sie.183

 

Zu Ihren familiären Problemen meint er, dass Sie diese Angelegenheit mit Ihrem Rat besprechen sollten, wenn Sie einen Ratschlag wünschen. Eine der Aufgaben dieser Räte ist es, die Freunde zu beraten und ihnen zu helfen, und Ihr Vorrecht ist es, sich an Ihren Rat zu wenden.184

 

Er war sehr glücklich, von Ihrem Wunsch zu hören, die Pionierarbeit zu unterstützen … Seiner Meinung nach sollten Ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet jedoch nicht zur Quelle von Uneinigkeit zwischen Ihnen und Ihrem lieben Mann werden. Er versichert Ihnen, dass er für ihn an den heiligen Schreinen beten wird, damit Gott ihn zur Erkenntnis der Bedeutung

unseres Glaubens erwecke und ihn in seinem Dienste beseele.185

 

Bahá’u’lláh hat eindeutig verfügt, dass zu einer Bahá’í-Eheschließung die Zustimmung aller lebenden Elternteile erforderlich ist. Dies gilt, gleichviel, ob die Eltern Bahá’í oder Nicht-Bahá’í, ob sie seit Jahren geschieden sind oder nicht. Er hat dieses große Gesetz niedergelegt, um den gesellschaftlichen Bau zu stärken und die Familienbande zu festigen, eine gewisse Dankbarkeit und Ehrerbietung in den Herzen der Kinder gegenüber denen zu wecken, die ihnen das Leben gaben und ihre Seele auf die ewige Reise zu ihrem Schöpfer sandten. Wir Bahá’í müssen uns dessen bewusst sein, dass in der heutigen Gesellschaft der umgekehrte Vorgang stattfindet: Die jungen Menschen kümmern sich immer weniger um die Wünsche ihrer Eltern; die Scheidung wird als ein natürliches Recht betrachtet und mit den fadenscheinigsten, unverantwortlichsten und erbärmlichsten Vorwänden erreicht. Voneinander getrennte Menschen sind, besonders, wenn einer von ihnen das volle Sorgerecht über die Kinder hat, nur allzu bereit, die Bedeutung des anderen Ehepartners zu verkleinern, der als ein Elternteil mitverantwortlich dafür ist, die Kinder in die Welt gebracht zu haben. Die Bahá’í müssen durch striktes Beachten der Bahá’í-Gesetze und -Lehren diese zersetzenden Kräfte bekämpfen, die so rasch das häusliche Leben und die schönen Familienbande zerstören und das moralische Gerüst der Gesellschaft niederreißen.186

 

Zu der Frage, die Sie an ihn stellten: Er ist der Überzeugung, dass es ein Vorrecht für Ihre Kinder ist, für Sie zu sorgen, selbst wenn Sie eine finanzielle Belastung sind. Sie sind ihre Mutter, haben ihnen das Leben gegeben, und durch die Gnade Bahá’u’lláhs fühlen sie sich nun zu Seinem Glauben hingezogen. Alles, was Ihre Kinder für Sie tun, ist ein geringes Entgelt für das, was Sie für sie getan haben.187

 

180Aus einem Brief vom 9. März 1946

181Aus einem Brief vom 16. März 1946

182Aus einem Brief vom 1. April 1946

183Aus einem Brief vom 7. April 1947; zitiert in: Liebe und Ehe, S. 67

184Aus einem Brief vom 10. April 1947

185Aus einem Brief vom 30. April 1947

186Aus einem Brief vom 25. Oktober 1947 an den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í der Vereinigten Staaten; zitiert in: Liebe und Ehe, S. 33f

 

Ihre Verantwortung für Ihren Sohn und Ihren Mann ist groß, und der Hüter hofft, dass Sie mit Ihrer Arbeit bald an einen Punkt kommen, wo es Ihnen möglich sein wird, wenigstens für einige Zeit zu ihnen zurückzukehren, um ihnen jene Liebe und Ermutigung zu geben, die der bedeutende Beitrag einer Frau zum Familienleben ist.188

 

Er war besonders erfreut zu hören, dass Ihre Familienverhältnisse so zufriedenstellend sind, und er meint, dass Sie das Richtige tun, wenn Sie den Wünschen Ihres Mannes nachgeben und länger im Ausland bleiben. Der Hüter hat seit langem das Empfinden, dass die amerikanischen Bahá’í in einigen Fällen nicht nach dem Ideal der Ehe leben, wie Bahá’u’lláh es dargelegt hat. Sie sind geneigt, sich von der allgemeinen leichtfertigen, eigennützigen Einstellung der Gesellschaft zur Ehe beeinflussen zu lassen. So ist er wirklich sehr glücklich zu sehen, dass Sie mit Erfolg nach dem Bahá’í-Maßstab leben, Ihr Bestes geben und das heilige Band, das Sie mit Ihrem Mann verbindet, bewahren. Er hofft, dass Sie in der Lage sein werden, anderen ein Vorbild zu sein; denn er mißbilligt die Art, wie manche Bahá’í unter dem Vorwand des Dienstes an der Sache sich ihrer Ehemänner entledigen und nach anderen Ausschau halten.189

 

Eine der wesentlichen Lehren des Glaubens ist, dass in der Familie die Einheit erhalten werden muss. Natürlich bedeutet das nicht, dass ein Familienmitglied das Recht hat, Einfluss auf den Glauben eines anderen zu nehmen. Wenn das alle Familienmitglieder einsehen, ist die Einheit gewiss möglich.190

 

Der Hüter wird dafür beten, dass Ihre Mutter Bahá’í werden und der Sache Gottes aktiv dienen möge. Sie sollten sich bewusst sein, dass Ihre Mutter dadurch, dass Sie ein hingebungsvolles Bahá’í-Leben führen, vielleicht ebenso sehr oder sogar mehr beeinflusst wird als durch Lesen und Studieren. Wenn man die Wirkung der Bahá’í-Lehren auf das Leben eines anderen Menschen sieht, hat das sehr oft große Wirkung.191

 

Er ist der Meinung, dass Sie jede Anstrengung unternehmen sollten, um Ihre Ehe zusammenzuhalten, besonders um Ihrer Kinder willen, die wie alle Kinder geschiedener Eltern unter widersprüchlichen Kindespflichten nur leiden können, denn sie sind des Segens beraubt, in einem gemeinsamen Heim einen Vater und eine Mutter zu haben, die sich gemeinsam um sie kümmern und sie lieben. Nachdem Sie erkannt haben, dass Ihr Mann krank ist, sollten Sie imstande sein, sich mit den Schwierigkeiten abzufinden, die Sie in Ihrer Beziehung zu ihm empfinden, und keine unversöhnliche Haltung einnehmen, wie sehr Sie auch leiden mögen. Wir wissen, dass Bahá’u’lláh die Scheidung scharf mißbilligt; und es ist wirklich die Pflicht der Bahá’í, fast übermenschliche Anstrengungen zu machen, damit es nicht zur Scheidung kommt.192

 

Der Hüter schätzt Ihren Wunsch, in dieser Zeit aufzubrechen und als Pionier mitzuhelfen, den Glauben in unerschlossene Gegenden zu tragen; aber Sie sollten nicht gegen den Willen Ihres Mannes hinausgehen und ihn zwingen, alles aufzugeben, damit Sie dem Glauben auf diese Weise dienen können. Wir müssen den Wünschen und Rechten der uns Nahestehenden Rechnung tragen. Wünscht Ihr Mann, dass Sie bleiben, wo Sie sind, so ist gewiss auch dort ein weites Feld für Lehrarbeit.193

 

187Aus einem Brief vom 20. September 1948

188Aus einem Brief vom 5. August 1949

189Aus einem Brief vom 2. April 1950

190Aus einem Brief vom 6. Juli 1952

191Aus einem Brief vom 12. Juli 1952

192Aus einem Brief vom 6. März 1953

 

Auch wenn Ihre Söhne vorerst nicht in der Lage sind, gemeinsam mit Ihnen als Pioniere zu dienen, werden sie Ihnen doch sicherlich durch ihren Geist der Hingabe und ihre uneingeschränkte Mitarbeit dabei helfen. Das Leben ist so voller unerwarteter Wechselfälle, dass es seiner Meinung nach kein zusätzliches Wagnis bedeutet, wenn Sie Ihre Jungen zu Hause lassen. Sie sind der Sache ergeben und werden zweifellos durch Ihr Vorbild angespornt.194

 

Der Hüter meint zu Ihrer Frage, ob Sie sich als Pionier aufmachen sollen, dass es angesichts Bahá’u’lláhs strikter Ablehnung der Scheidung einem Bahá’í keineswegs, nicht einmal zum Zweck des Pionierens, ansteht, eine Ehe zu zerstören. Er bittet Sie deshalb dringend, sich mit allen Kräften um die Aussöhnung mit Ihrem Mann zu bemühen, da er dies für wichtiger erachtet, als dass Sie in ein unerschlossenes Gebiet pionieren gehen.195

 

Er bat mich, Ihnen zu sagen, dass er Ihr Pioniervorhaben gutheißt. Wenn Sie jedoch meinen, Ihr Pionieren auf einer der Pazifischen Inseln würde die Beziehung zu Ihrem Vater zerstören, dann empfiehlt er, dass vielleicht jetzt Ihre Frau gehen sollte. Sie können dann sehen, wie sich alles entwickelt, und ihr später nachfolgen.196

 

Angesichts dessen, dass Ihr Mann sich nicht wirklich von Ihnen zu trennen wünscht, sondern im Gegenteil bestrebt ist, Ihre Ehe aufrechtzuerhalten, meint der Hüter, dass Sie als Bahá’í nicht das Recht haben, diese Ehe zu zerstören, weil Sie dem Glauben dienen möchten. Die Ehe ist eine hochheilige Einrichtung. Bahá’u’lláh sagte, ihr Zweck sei, Einheit zu fördern. Wenn die Freunde um der Sache willen diese Institution vernachlässigen, bringen sie den Glauben vor der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht. Heute ist das Volk der Welt unmoralisch und achtet den Ehestand gering. Im Gegensatz zum Volk der Welt versuchen wir Bahá’í, hohe moralische Maßstäbe zu setzen und die Heiligkeit der Ehe wiederherzustellen. Wenn Ihr Mann einverstanden ist, dass Sie ein gewisses Maß an Lehrarbeit leisten und von Zeit zu Zeit im Interesse des Glaubens verreisen, dann umso besser. Aber der Glaube darf nicht dazu herhalten, Ihr Familienleben zu zerstören.197

 

In Anbetracht der Verhältnisse und der Gefühle Ihres Mannes, aber auch des Umstandes, dass Ihre beiden älteren Kinder Sie natürlich sehen möchten und Sie auch tatsächlich ab und zu sehen sollten, damit Sie ihnen in ihrem Bahá’í-Leben helfen können, ist es seiner Meinung nach am besten, wenn Sie mit Ihrem Mann irgendwo in den Vereinigten Staaten, wo Ihre Dienste von größtem Wert sein werden, pionieren. 198

 

Er schätzt die Pionierdienste, die Sie geleistet haben, sehr hoch. Er hofft, dass Sie und Ihr lieber Mann von nun an dem Glauben vereint und ergeben dienen können, da dies die höchste Form der Bahá’í-Zusammenarbeit in der Ehe darstellt.199

 

Wenn der Gesundheitszustand Ihrer Eltern Ihre Anwesenheit wirklich erfordert, sollten Sie sie nicht verlassen. Wenn aber ein anderer Verwandter für sie sorgen könnte, dann könnten Sie bei der Arbeit in … mitwirken und den Freunden helfen, den Glauben dort auf fester Grundlage aufzubauen.200

 

Er wird dafür beten, dass der Widerstand Ihres Mannes und Ihrer Schwester durch Ihre Taten der Liebe und Güte, aber auch durch die Geduld und Toleranz, die Sie ihnen erweisen, verwandelt werde.201

 

Wo immer eine Bahá’í-Familie lebt, sollten die Beteiligten alles in ihrer Macht Stehende tun, um sie zu erhalten; denn die Scheidung wird in den Lehren scharf mißbilligt, wohingegen Harmonie, Einheit und Liebe als höchste Ideale für die menschlichen Beziehungen gepriesen werden. Dies muss immer für die Bahá’í gelten, ob sie als Pioniere dienen oder nicht.202

 

 

193Aus einem Brief vom 31. Juli 1953

194Aus einem Brief vom 10. August 1953

195Aus einem Brief vom 27. August 1953

196Aus einem Brief vom 27. September 1953

197Aus einem Brief vom 6. Juni 1954

198Aus einem Brief vom 29. Juli 1954

199Aus einem Brief vom 3. März 1955

200Aus einem Brief vom 28. Oktober 1955

201Aus einem Brief vom 20. März 1956

 

Da Sie nun gefunden haben, was Sie in Ihrem Innersten suchten, und diese zusätzliche Freude an unserem herrlichen Glauben Ihr Leben bereichert, sollten Sie nach Meinung des Hüters zu Ihrem Mann noch gütiger und rücksichtsvoller sein als zuvor und alles in Ihrer Macht Stehende tun, um ihn fühlen zu lassen, dass Sie dies alles ihm nicht entfremdet hat, sondern Ihre Liebe zu ihm und Ihren Wunsch, ihm eine gute Ehefrau zu sein, nur wachsen ließ. Ob er schließlich fähig sein wird, Bahá’í zu werden oder nicht, kann allein die Zeit lehren. Aber über Ihre Pflicht besteht kein Zweifel: Sie sollten ihm bewusst machen, dass Ihre neue Zugehörigkeit keineswegs sein Familienleben oder seine Ehe beeinträchtigt, sondern im Gegenteil beides stärkt. Hat man gefunden, was man als Wahrheit erkennt, so ist es sehr schwer, still dazusitzen und mitanzusehen, wie ein lieber, naher Verwandter völlig blind dafür bleibt. Es besteht die Versuchung, die Menschen aufzurütteln und ihnen das Licht vor Augen zu führen, aber dies wirkt sich oft verhängnisvoll aus. In solchen Fällen bringen schweigende Liebe und Nachsicht die größeren Erfolge. Jedoch hat Ihr Mann kein Recht, von Ihnen zu verlangen, dass Sie kein Bahá’í mehr seien. Dies ginge zu weit. Keiner darf in den heiligen Bund eindringen, den jeder Mensch mit seinem Schöpfer zu schließen berechtigt ist.203

 

Wie Sie jedoch zweifellos wissen, hat Bahá’u’lláh dargelegt, dass der Zweck der Ehe darin besteht, Einheit zu fördern; folglich sollten Sie dies im Umgang mit Ihren Nicht-Bahá’í-Verwandten beherzigen. Man darf nicht erwarten, dass sie in Fragen der Rassenfreundschaft ebenso empfinden wie wir. Wir dürfen ihnen unsere Anschauungen nicht aufzwingen; wir sollten vielmehr liebevoll und weise versuchen, sie zu erziehen.204

 

202Aus einem Brief vom 9. November 1956 an den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í von Mittelamerika;

zitiert in: Liebe und Ehe, S. 66

203Aus einem Brief vom 20. April 1957

204Aus einem Brief vom 30. August 1957

 

 

AUS BOTSCHAFTEN DES UNIVERSALEN HAUSES DER GERECHTIGKEIT205

 

Auf Ihre Frage zu dem gespannten Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrer Schwiegermutter und zu dem, was Sie tun könnten, um diese Situation zu erleichtern, meinen wir, Sie sollten mit der Hilfe und dem Rat Ihres Mannes in Ihren Bemühungen fortfahren, Einheit in der Familie zu bewirken. Wie Sie die feindselige Haltung der Schwiegermutter Ihnen gegenüber beschreiben, ist es klar, dass Sie keine leichte Aufgabe haben werden. Ausschlaggebend ist jedoch, dass Sie sich als Bahá’í der Ermahnung `Abdu’l-Bahás bewusst sind, sich auf die guten Eigenschaften eines Menschen zu konzentrieren; diese Einstellung zu Ihrer Schwiegermutter kann Sie in Ihrem Entschluss bestärken, Einheit zu bewirken. Beharrliches Gebet wird Ihnen die Kraft geben, Ihre Bemühungen fortzusetzen.206

 

Ein Bahá’í, der ein Problem hat, kann nach Gebet und Abwägung aller Aspekte den Wunsch haben, seine Entscheidung selbst zu treffen; er kann es auch vorziehen, den Rat einzelner Freunde oder Fachleute, etwa seines Arztes oder Rechtsanwalts, zu suchen, um ihn bei seiner Entscheidung in Betracht zu ziehen. Wenn mehrere Menschen in einen Fall verwickelt sind, wie bei einer Familienangelegenheit, kann er die Betroffenen zu versammeln suchen, so dass sie zu einem gemeinsamen Entschluss kommen können.207

 

Dass der erste Lehrer des Kindes die Mutter ist, sollte nicht überraschen, denn die früheste Ausrichtung des Kindes ist die nach seiner Mutter. Diese Vorsehung der Natur setzt die Vaterrolle in der Bahá’í-Familie keineswegs herab. Auch hier bedeutet Gleichberechtigung nicht Gleichheit der Aufgabe.208

 

In Anbetracht der Probleme, die Sie und Ihre Frau haben, weist das Haus der Gerechtigkeit darauf hin, dass die Einheit Ihrer Familie Vorrang vor jeder anderen Überlegung haben sollte … Zum Beispiel sollte der Dienst für die Sache nicht zur Vernachlässigung der Familie führen. Es ist für Sie wichtig, Ihre Zeit so einzuteilen, dass Ihr Familienleben harmonisch verläuft und Ihr Haushalt die nötige Aufmerksamkeit erfährt. Bahá’u’lláh betont auch, wie wichtig die Beratung ist. Wir sollten nicht denken, dass diese lohnende Methode, Lösungen zu finden, auf die administrativen Institutionen der Sache beschränkt ist. Beratung in der Familie, bei der offen und frei gesprochen wird und die beseelt ist von der Erkenntnis, dass Mäßigung und Ausgewogenheit notwendig sind, kann das Allheilmittel für häusliche Konflikte sein.209

 

Obwohl Dienste für die Bahá’í-Sache im Geiste der Opferbereitschaft geleistet werden sollten, darf man nicht die Bedeutung übersehen, die in den heiligen Schriften der Verantwortung der Eltern für ihre Kinder beigemessen wird, wie auch den Pflichten der Kinder gegenüber ihren Eltern.210

 

Das Haus der Gerechtigkeit regt an, alle Erklärungen der heiligen Schriften über bestimmte Bereiche der Beziehung zwischen Mann und Frau unter dem häufig und nachdrücklich in den heiligen Texten verkündeten übergeordneten Prinzip der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu betrachten. `Abdu’l-Bahá erklärt in einem Seiner Sendschreiben: “ In diesem göttlichen Zeitalter haben die Gnadengaben Gottes die Welt der Frau umfasst. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist, abgesehen von einigen unwesentlichen Ausnahmen, umfassend und kategorisch verkündet worden. Unterschiede sind völlig beseitigt. “ Dass Mann und Frau sich in gewissen Eigenschaften und Aufgaben unterscheiden, ist eine unausweichliche Gegebenheit der Natur. Wichtig ist, dass `Abdu’l-Bahá solche Ungleichheiten, die zwischen den Geschlechtern bestehen bleiben, als “ unwesentlich “ ansieht. Die Beziehung zwischen den Ehepartnern muss im Zusammenhang mit dem Bahá’í-Ideal des Familienlebens gesehen werden. Bahá’u’lláh kam, der Welt die Einheit zu bringen, und eine grundlegende Einheit ist die der Familie. Daher müssen wir daran glauben, dass die Sache Gottes die Familie stärken und nicht schwächen will, und ein Schlüssel zu dieser Stärkung der Einheit ist liebevolle Beratung. Die Atmosphäre in einer Bahá’í-Familie sollte ebenso wie in der gesamten Gemeinde “ den Grundton der Sache Gottes “ ausdrücken, der, wie der Hüter erklärt hat, “ nicht diktatorische Gewalt, sondern demütige Freundschaft ist, nicht despotische Machtausübung, sondern der Geist freier, liebevoller Beratung „211.

 

205Die folgenden Texte sind, wenn nicht anders vermerkt, Briefen an einzelne Freunde entnommen.

206Aus einem Brief vom 6. September 1970

207Aus einem Brief vom 19. März 1973 an den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í von Kanada; zitiert in: Beratung, S. 37

208Aus einem Brief vom 23. Juni 1974

209Aus einem Brief vom 1. August 1978; zitiert in: Liebe und Ehe, S. 68

210Aus einem Brief vom 19. November 1978

 

Eine Familie aber ist eine ganz besondere “ Gemeinde „. Die Forschungsabteilung konnte keine Stelle finden, die den Vater als den eigentlich Verantwortlichen für “ die Sicherheit, den Fortschritt und die Einheit der Familie “ bezeichnet, aber aus einer Reihe von Verantwortlichkeiten, die dem Vater auferlegt sind, kann man schließen, dass er als das „Oberhaupt “ der Familie angesehen werden kann. Alle Familienmitglieder haben gegeneinander und gegenüber der Familie als Ganzes Pflichten und Verantwortlichkeiten, und diese Pflichten und Verantwortlichkeiten sind verschieden wegen der natürlichen Beziehungen der Familienangehörigen zueinander. Die Eltern haben unausweichlich die Pflicht, ihre Kinder zu erziehen aber nicht umgekehrt; die Kinder haben die Pflicht, ihren Eltern zu gehorchen die Eltern gehorchen nicht den Kindern. Die Mutter nicht der Vater bringt die Kinder zur Welt, pflegt sie im Säuglingsalter und ist somit ihr erster Erzieher; deshalb haben die Töchter vor den Söhnen ein Recht auf Erziehung, und wie der Sekretär des Hüters in dessen Auftrag schrieb, ist “ ein Bahá’í-Kind großzuziehen …, wie immer wieder in den Bahá’í-Schriften betont, die Hauptpflicht der Mutter, die in der Tat das einzigartige Vorrecht hat, in ihrem Heim die Bedingungen zu schaffen, die der körperlichen wie geistigen Wohlfahrt und Förderung des Kindes am besten dienen. Die Erziehung, die ein Kind zuerst von der Mutter erhält, legt die sicherste Grundlage seiner künftigen Entwicklung. „212 Eine natürliche Folge dieser Verantwortung ist das Recht der Mutter, von ihrem Mann versorgt zu werden ein Mann hat gegen seine Frau kein ausdrückliches Recht auf Versorgung. Dieser Grundsatz der Verantwortlichkeit des Mannes findet seinen Niederschlag im Gesetz über die Intestaterben 213, das bestimmt, dass das Wohnhaus der Familie nach dem Tod des Vaters nicht auf die Witwe, sondern auf den ältesten Sohn übergeht. Der Sohn hat gleichzeitig die Verantwortung, für seine Mutter zu sorgen. In diesem Kontext wechselseitig sich ergänzender Pflichten und Verantwortlichkeiten sollte man das Sendschreiben `Abdu’l-Bahás lesen, in dem Er folgende Ermahnung gibt: “ O Dienerinnen des Selbstbestehenden Herrn! Mühet euch, die Ehre und das Vorrecht zu erlangen, die den Frauen bestimmt sind. Zweifellos ist der größte Ruhm der Frauen die Dienstbarkeit an Seiner Schwelle und die Ergebenheit an Seiner Pforte, der Besitz eines wachsamen Herzens und der Lobpreis Gottes, des Unvergleichlichen. Es ist die herzliche Liebe zu anderen Dienerinnen und makellose Keuschheit, Gehorsam und Rücksicht gegenüber dem Ehemann und fürsorgliche Erziehung der Kinder, Gelassenheit und Würde, Standhaftigkeit im Gedenken des Herrn und heißestes Entflammtsein und Hingezogensein. „214

 

211Aus einem Brief vom 23. Februar 1924 an die Freunde in Amerika, Bahá’í Administration, S. 63; zitiert in: Beratung, S. 21

212Aus einem Brief vom 16. November 1939; vgl. S. 32

213Die Erbfolge, die nach dem offenbarten Gesetz eintritt, wenn kein Testament errichtet wurde. Vgl. dazu A

Synopsis and Codification of the Kitáb-i-Aqdas the Most Holy Book of Bahá’u’lláh, Haifa 1973, C 3 g, S. 44 und Anm. 23, S. 60

214vgl. S. 18

 

 

Diese Ermahnung zu höchster Geistigkeit und Selbstverleugnung darf nicht als rechtsverbindliche Aussage verstanden werden, die dem Mann absolute Gewalt über seine Frau gibt, denn in einem Brief, den der Sekretär des geliebten Hüters in seinem Auftrag am 22. Juli 1943 an einen Gläubigen geschrieben hat, heißt es: “ Der Hüter meinte mit seinen Bemerkungen … über die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, Mann und Frau in Amerika, dass die Kinder dortzulande dazu neigen, die Wünsche ihrer Eltern zu wenig zu berücksichtigen und ihnen den schuldigen Respekt versagen. Auch neigen Frauen in manchen Fällen dazu, ihre Ehemänner zu beherrschen. Das ist natürlich ebenso verkehrt wie Herrschaft des Mannes über seine Frau. „215

 

Trotz liebevoller Beratung verbleiben in jeder Gruppe gelegentlich Fragen, über die sich keine Übereinstimmung erzielen lässt. In einem Geistigen Rat wird dieses Problem durch die Stimmenmehrheit gelöst. Jedoch kann es keine Stimmenmehrheit geben, wenn nur zwei Partner betroffen sind, wie im Falle von Mann und Frau. Deshalb sollte manchmal eine Frau ihrem Mann und manchmal ein Mann seiner Frau nachgeben, aber keiner sollte jemals den anderen beherrschen. Kurz gesagt, die Beziehung zwischen Mann und Frau sollte so sein, wie es in dem von `Abdu’l-Bahá offenbarten Gebet heißt, das oft bei Bahá’í-Trauungen gelesen wird: “ Wahrlich, sie sind vermählt nach Deinem Gebot. So lass sie denn bis ans Ende der Zeit zu Zeichen der Eintracht und der Einigkeit werden. „216

 

Dies alles sind Beziehungen innerhalb der Familie, aber es gibt einen weiteren Bereich von Beziehungen zwischen Mann und Frau außerhalb der Familie; auch dies müssen wir im Kontext der Bahá’í-Gesellschaft und nicht unter vergangenen oder gegenwärtigen gesellschaftlichen Normen betrachten. Obwohl zum Beispiel die Mutter die erste Erzieherin des Kindes ist und den wichtigsten gestaltenden Einfluss auf seine Entwicklung hat, ist auch der Vater für die Erziehung der Kinder verantwortlich. Diese Verantwortung ist so schwerwiegend, dass Bahá’u’lláh bestimmt hat, dass ein Vater seine Vaterschaftsrechteverwirkt, wenn er dieser Verantwortung nachzukommen versäumt. Liegt auch die Hauptverantwortung, die Familie finanziell zu versorgen, beim Mann, so bedeutet auch dies keineswegs, dass die Aufgabe der Frau auf das Heim beschränkt sei. Im Gegenteil erklärt `Abdu’l-Bahá: “ In dieser Offenbarung Bahá’u’lláhs schreitet die Frau Seite an Seite mit dem Mann.  Bei keinem Schritt wird sie zurückbleiben. Sie hat die gleichen Rechte wie der Mann. Sie wird Zugang gewinnen zu allen administrativen Bereichen der Politik. Sie wird einen Rang erreichen, der in der Menschenwelt als höchste Stufe gilt, und sie wird sich an allen Angelegenheiten beteiligen. „217 Und an anderer Stelle: “ Sobald die Frauen umfassend und gleichberechtigt die Verhältnisse der Welt mitgestalten, sobald sie zuversichtlich und fähig die Arena des Rechts und der Politik betreten, wird der Krieg aufhören. „218 Im “ Sendschreiben über die Welt “ hat Bahá’u’lláh selbst in Betracht gezogen, dass sowohl Frauen als auch Männer die Ernährer sein können, indem Er feststellt: “ Jeder, Mann oder Frau, muss einer Vertrauensperson ein Teil seines Ertrages aus Gewerbe, Landwirtschaft oder anderweitiger Beschäftigung für die Ausbildung und Erziehung der Kinder übergeben, damit es für diesen Zweck mit Kenntnis der Vertrauensleute des Hauses der Gerechtigkeit  verwendet wird. „219 Ein wichtiger Baustein einer solchen Gleichheit ist Bahá’u’lláhs Vorschrift, dass für Jungen und Mädchen im wesentlichen der gleiche Lehrplan an Schulen gelten muss.220

 

 

215 vgl. S. 35

216 zitiert in: Liebe und Ehe, S. 42f

217Aus einem Brief vom 28. August 1913, Paris Talks, S. 182

218The Promulgation of Universal Peace, Bd. 2, S. 369

219Lawh-i-Dunyá, Botschaften 7:22

220Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 28. Dezember 1980 an den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í von Neuseeland

 

 

 

 

LITERATURVERZEICHNIS

`Abdu’l-Bahá Ansprachen in Paris, Oberkalbach 1973

5

Beantwortete Fragen, Hofheim-Langenhain 1977

3

Paris Talks, London 1969

11

The Promulgation of Universal Peace, Wilmette 1982

2

Selections from the Writings of `Abdu’l-Bahá, Haifa 1978

Tablets of `Abdu’l-Bahá, Chicago/New York, Bd. 1 1909, Bd. 2 1915, Bd. 3 1916

Kleine Auswahl aus Seinen Schriften, Hofheim-Langenhain 1980

Der Báb Selections from the Writings of the Báb, Haifa 1976

Kleine Auswahl aus Seinen Schriften, Hofheim-Langenhain 1980

Bahá’u’lláh Botschaften aus `Akká, Hofheim-Langenhain 1982

Shoghi Effendi Bahá’í Administration, Wilmette 1968

6

Dawn of a New Day. Messages to India 19231957, New Delhi o.J. (1970)

Kompilationen:

Bahá’í Prayers Wilmette 1978

Beratung Eine Zusammenstellung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit aus Schriften

Bahá’u’lláhs, `Abdu’l-Bahás und Shoghi Effendis und aus Botschaften des

Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Hofheim-Langenhain 1979

Liebe und Ehe Eine Auswahl aus Schriften Bahá’u’lláhs, `Abdu’l-Bahás, Shoghi Effendis und

Briefen des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Hofheim-Langenhain 1981

Über die Macht des Gebets, Eine Zusammenstellung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit aus

Schriften des Báb, Bahá’u’lláhs, `Abdu’l-Bahás und Shoghi Effendis, Hofheim-

Langenhain 1981

Ziele der Kindererziehung, Aus den Schriften Bahá’u’lláhs, `Abdu’l-Bahás und Shoghi Effendis,

zusammengestellt vom Universalen Haus der Gerechtigkeit, Hofheim-Langenhain

1979

Star of the West The Bahá’í Magazine, 19101933 (Reprint der Jahrgänge 19101924, Oxford

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