Prüfungen und Schwierigkeiten



Seele und Geist des Menschen schreiten fort, wenn er von Leid heimgesucht wird. Je tiefer der Boden gepflügt wird, desto besser wird der Same sprießen und umso reicher die Ernte ausfallen. So wie der Pflug eine tiefe Furche zieht und die Erde von Unkraut und Disteln säubert, so reinigen Leid und Trübsal den Menschen von den Belanglosigkeiten dieses irdischen Lebens, bis er den Zustand völliger Loslösung erreicht. Sein Lebensgefühl hinieden wird dann von göttlicher Glückseligkeit geprägt sein. Man könnte sagen, der Mensch ist unreif; die Hitze des Leidensfeuers wird ihn reifen lassen. Blickt zurück in die Vergangenheit, und ihr werdet sehen, dass die größten Menschen am meisten gelitten haben.

Abdu'l-Bahá, Abdu'l-Bahá in London 142

Nur durch Leiderfahrung gewinnt man ewige Glückseligkeit. Wer die Ebene der Selbstaufopferung erreicht hat, ist im Besitze wahrer Freude. Weltliche Freude vergeht.

Abdu'l-Bahá, Abdu'l-Bahá in London 142

Die Menschheit ist heute niedergedrückt von Mühsal, Sorge und Kummer. Niemand kann sich ihnen entziehen. Die Welt ist naß von Tränen, doch steht das Heilmittel, gottlob, vor der Tür. Lasset uns unsere Herzen abwenden von der Welt des Stoffes und in der Welt des Geistes leben. Sie allein kann Freiheit geben. Sind wir von Schwierigkeiten umringt, so brauchen wir nur Gott zu rufen, und Seine große Barmherzigkeit wird uns helfen. Wenn Sorgen und Mißgeschick zu uns kommen, so laßt uns unser Angesicht zum Königreich wenden, und himmlischer Trost wird fließen. Wenn wir krank und in Not sind, laßt uns um Gottes Heilung flehen, und Er wird unser Beten erhören. Wenn unsere Gedanken mit der Bitternis dieser Welt erfüllt sind, laßt uns unsere Augen auf die Süße von Gottes Mitleid richten, und Er wird himmlische Ruhe senden. Wenn wir auch in der stofflichen Welt gefangen sind, so kann sich doch unser Geist in den Himmel erheben, und wir werden tatsächlich frei sein. Wenn sich unsere Tage dem Ende nähern, laßt uns der ewigen Welten gedenken, und wir werden voller Freude sein.

Abdu'l-Bahá, Göttliche Lebenskunst 2:1

Verzweifle nicht, lächle vielmehr durch die Gnade deines Herrn; sei nicht betrübt, wenn dir irdische Schwierigkeiten und Kummer begegnen, denn sie sind vergänglich - und dein sei ewige Unsterblichkeit, Menschenalter und Jahrhunderte, Zeiten und Zyklen hindurch.

Abdu'l-Bahá, Göttliche Lebenskunst 2:2

Diese Geschehnisse (wie der Untergang der `Titanic`) haben tiefere Gründe. Ihr Zweck ist, den Menschen gewisse Lehren zu erteilen. Wir leben in einer Welt des Vertrauens auf materielle Dinge. Die Menschen bilden sich ein, die ungeheure Größe und Stärke eines Schiffes, perfekte Maschinenanlagen oder die Geschicklichkeit eines Steuermanns gewährten Sicherheit; aber diese Unglücksfälle ereignen sich zuweilen, damit die Menschen erkennen, daß Gott der wahre Beschützer ist. Wenn es der Wille Gottes ist, den Menschen zu beschützen, kann ein kleines Boot der Zerstörung entgehen, während das größte und bestgebaute Schiff mit dem erfahrensten und geschicktesten Steuermann einer Gefahr, wie sie kürzlich das Meer barg, nicht zu entrinnen vermag. Die Absicht ist, daß die Menschen der Welt sich Gott, dem einzigen Beschützer, zuwenden, daß sich die Menschenseelen Seiner Vorsehung anvertrauen und in Ihm ihre wahre Sicherheit erkennen. Diese Dinge geschehen, damit der Glaube der Menschen größer und stärker werde. Deshalb müssen wir, auch wenn wir traurig und entmutigt sind, Gott anflehen, daß Er unsere Herzen dem Königreiche zuwende, und für diese abgeschiedenen Seelen im Glauben an Seine unendliche Gnade beten, damit sie sich, obgleich dieses irdischen Lebens beraubt, eines neuen Daseins in den erhabenen Wohnstätten des himmlischen Vaters erfreuen mögen. Denkt nicht, diese Worte besagten, der Mensch solle nicht gründlich und vorsichtig in seinen Unternehmungen sein. Gott hat dem Menschen den Verstand gegeben, damit er sich vorsehe und selbst beschütze. Darum muß er achtsam sein und sich mit all dem versehen, was wissenschaftiches Können hervorbringt. Er muß vorsichtig, bedachtsam und gründlich in seinen Vorhaben sein, die besten Schiffe bauen und für den erfahrensten Kapitän sorgen, doch dabei Gott vertrauen und Gott als den alleinigen Erhalter ansehen.

Abdu'l-Bahá, Göttliche Lebenskunst 3:1

Wisset, daß Prüfungen und Heimsuchungen seit undenklichen Zeiten das Los der Erwählten Gottes und Seiner Geliebten und jener Seiner Diener waren, die von allem außer Ihm losgelöst sind, die weder Handel noch Wandel vom Gedenken an den Allmächtigen ablenkt, die nicht sprechen, ehe Er gesprochen hat, und nach Seinem Gebote handeln. So ist es Gottes Weg und Wirken von jeher gewesen, und so wird es auch in Zukunft bleiben.

Bahá'u'lláh, Ährenlese 66:11

Du weißt, wie schwer die Propheten Gottes, Seine Boten und Auserwählten, heimgesucht wurden. Denke ein wenig über den Beweggrund und die Ursache einer solchen Verfolgung nach. Zu keiner Zeit und in keiner Sendung sind die Propheten Gottes der Lästerung ihrer Feinde, der Grausamkeit ihrer Unterdrücker, der Anklage durch die Gelehrten ihres Zeitalters, die unter dem Mantel der Aufrichtigkeit und Frömmigkeit auftraten, entronnen. Tag und Nacht erlitten sie solche Qualen, wie niemand sie ermessen kann, außer dem Wissen des einen, wahren Gottes - gepriesen sei Seine Herrlichkeit!

Bahá'u'lláh, Ährenlese 23:3

Heimsuchungen und Leiden sind, wie Bahá'u'lláh uns in Seinen Sendbriefen wiederholt mahnt, gleichsam das Öl, das die Lampe speist. Die Sache kann ihre wahre Größe nicht enthüllen, solange sie nicht auf eben diese Hindernisse stößt, die ihr dann und wann begegnen und zeitweise ihre Grundfesten zu bedrohen scheinen, und sie erfolgreich bewältigt. Solche Hindernisse, Prüfungen und Heimsuchungen sind in Wirklichkeit verhüllter Segen und dazu bestimmt, die Verbreitung des Glaubens zu fördern.

Shogi Effendi in Krise und Sieg 29

Denn die Geschichte des Glaubens, besonders in Persien, veranschaulicht deutlich die Tatsache, daß solche Verfolgungen ausnahmslos dazu dienen, die Gläubigen in ihrem Glauben zu stärken, indem sie die in ihren Herzen ruhenden geistigen Kräfte beleben und in ihnen ein neues, tieferes Wissen um ihre Pflicht und Verantwortung gegenüber dem Glauben wecken. Schon der Fortschritt des Glaubens allein erzeugt, indem er den Haß und Neid der Völker und Nationen hervorruft, in der Tat so große Schwierigkeiten und Hindernisse, wie sie nur sein göttlicher Geist zu überwinden vermag. `Abdu'l-Bahá hat ausdrücklich erklärt, daß die Feindschaft und der Widerstand der Welt entsprechend der Verbreitung und dem Fortschritt des Glaubens anwachsen werden. Je größer der Eifer der Gläubigen und je bemerkenswerter der Erfolg ihrer Bemühungen, desto heftiger wird der Widerstand des Feindes sein.

Shogi Effendi in Krise und Sieg 28

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