Die heiligen Offenbarer sind die Quellen von Wundern und die Urheber wunderbarer Zeichen. Ihnen ist jede schwierige und unausführbare Sache möglich und leicht gemacht. Denn durch eine überirdische Macht gehen Wunder von ihnen aus, und mit dieser Kraft, die übernatürlich ist, beeinflussen sie die Welt der Natur. Von allen Offenbarern sind außergewöhnliche Dinge vollbracht worden. Aber die heiligen Bücher haben ihre besondere Ausdrucksweise; und für die Offenbarer selbst haben diese Wunder und aufsehenerregenden Zeichen kein großes Gewicht, sie wollen sie nicht einmal erwähnt haben. Denn wenn wir Wunder als großartigen Beweis ansehen, so sind sie Zeugnis und Bestätigung doch nur für Augenzeugen, nicht aber für andere Menschen. Wenn wir zum Beispiel einem Suchenden, dem Moses und Christus fremd sind, wunderbare Dinge von Diesen erzählen, wird er sie leugnen und sagen: „Auch von falschen Göttern werden durch das Zeugnis zahlreicher Menschen laufend erstaunliche Begebenheiten berichtet und in Büchern bestätigt.“ ... Deshalb sind Wunder kein Beweis. Wenn sie auch Beweiskraft für Augenzeugen haben, für andere Menschen genügen sie als Bestätigung nicht. Aber zur Zeit einer Offenbarung erkennen die Einsichtigen, dass alle Umstände, die mit dem Offenbarer zusammenhängen, Wunder sind, weil sie vor allen anderen ausgezeichnet sind, und das allein ist schon ein unbestreitbares Wunder. Denke daran, dass Christus, allein und nur auf Sich Selbst gestellt, ohne Beschützer und Helfer, ohne Truppen und Heer und unter schwerster Bedrückung das Banner Gottes vor der ganzen Welt aufrichtete und ausharrte und schließlich alle überwand, obwohl Er, äußerlich gesehen, gekreuzigt wurde. Das ist doch ein wahrhaftiges Wunder, das niemals geleugnet werden kann. Eines weiteren Beweises für die Wahrheit Christi bedarf es nicht. Die äußeren Wunder sind für Menschen, die Sinn für die Wirklichkeit haben, ohne Gewicht. Wenn zum Beispiel ein Blinder sehend wird, so wird er schließlich doch wieder blind, das heißt, er wird sterben und alle seine Sinneskräfte verlieren. Einen Blinden sehend zu machen, ist darum weniger wichtig, weil seine körperliche Sehkraft letzten Endes doch verschwindet. Wenn ein toter Körper lebendig gemacht wird, was hat das zu bedeuten, wo er doch wieder vergehen muss? Wesentlich dagegen ist die Verleihung der inneren Sehkraft und des ewigen Lebens, das heißt des geistigen und göttlichen Lebens... Beachte, dass Menschen, die nach außen hin lebten, von Christus Tote genannt wurden; denn Leben heißt ewiges Leben und Sein ist wahres Sein. Wenn daher in den heiligen Büchern die Auferweckung von Toten erwähnt wird, so bedeutet dies, dass sie ewiges Leben fanden; wenn ein Blinder sehend wurde, so ist jenes Sehen gemeint, das wirkliche, innere Einsicht bedeutet; wenn ein Tauber hörend wurde, so besagt dies, dass er geistiges und himmlisches Hören erlangte. Dies geht aus dem Text des Evangeliums hervor, wo Christus sagt: „Sie sind wie diejenigen, von denen Jesaja sagte, mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und Ich heilte sie.“ Damit soll nicht gesagt sein, dass die Offenbarer unfähig sind, Wunder zu vollbringen; denn sie besitzen alle Macht. Aber für sie sind inneres Sehen, geistiges Heilen und ewiges Leben die wertvollen und wichtigen Dinge...