Die Unsterblichkeit des Geistes wird in den heiligen Büchern erwähnt; sie ist die wesentliche Grundlage der göttlichen Religionen. Nun heißt es, daß es zwei Arten von Bestrafung und Belohnung gibt. Erstens, die Belohnungen und Bestrafungen dieser Welt; zweitens, diejenigen der anderen Welt. Aber Paradies und Hölle des Daseins sind in allen Welten Gottes zu finden, ob in dieser Welt oder in den geistigen himmlischen Welten. Diese Belohnungen zu verdienen heißt das ewige Leben gewinnen. Darum sagte Christus: "Handelt so, daß ihr ewiges Leben ererbt und daß ihr aus Wasser und Geist geboren werdet, damit ihr ins Reich Gottes kommt.
Die Belohnungen dieses Lebens sind die Tugenden und Vollkommenheiten, die die Wirklichkeit des Menschen schmücken. Zum Beispiel war der Mensch unaufgeklärt und wird erleuchtet, er war unwissend und wird weise, er war unachtsam und wird wachsam, er schlief und wird erweckt, er war tot und wird lebendig, er war blind und wird sehend, er war taub und wird hörend, er war weltlich und wird himmlisch, er war materiell und wird geistig. Durch diese Belohnungen wird er geistig geboren und ein neues Geschöpf. Er wird zur Offenbarung des Verses im Evangelium, wo von den Jüngern gesagt wird, daß sie nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind¹; das heißt, sie wurden von den tierischen Merkmalen und Eigenschaften, die die Kennzeichen der menschlichen Natur sind, befreit und mit den göttlichen Eigenschaften, die die Gabe Gottes sind, ausgezeichnet; dies ist die Bedeutung der zweiten Geburt. Für solche Menschen gibt es keine größere Qual, als von Gott fern zu sein, und keine schmerzlichere Strafe als Lasterhaftigkeit, schlechte Eigenschaften, niedrige Gesinnung und Verstrickung in sinnliche Genüsse. Wenn sie durch das Licht des Glaubens von der Dunkelheit dieser Laster befreit, durch das Strahlen der Sonne der Wirklichkeit erleuchtet und mit allen Tugenden geadelt werden, so halten sie dies für die größte Belohnung und wissen, daß es das wahre Paradies ist. In gleicher Weise betrachten sie es als geistige Bestrafung, das heißt als Qual und Strafe des Daseins, der natürlichen Welt unterworfen zu sein, Gott fern zu sein, roh und unwissend zu sein, fleischlichen Gelüsten zu unterliegen und von sinnlichen Schwächen gefesselt zu sein; mit schlechten Eigenschaften, wie Falschheit, Herrschsucht, Grausamkeit und Abhängigkeit von den Dingen der Welt behaftet und voll teuflischer Gedanken zu sein - für sie sind dies die größten Strafen und Qualen.
Die Wurzel schlechter Taten ist Unwissenheit; wir müssen uns deshalb fest an die Werkzeuge der Wahrnehmung und Erkenntnis halten. Ein guter Charakter muß gelehrt werden. Das Licht muß weithin verbreitet werden, damit alle in der Schule der Menschlichkeit die himmlischen Eigenschaften des Geistes erwerben und zweifelsfrei erkennen, daß es keine heißere Hölle, keinen feurigeren Abgrund gibt als einen unzuverlässigen, verderbten Charakter. Es gibt keine dunklere Grube, keine abscheulichere Qual als verdammungswürdige Eigenschaften.
Wenn du dich scharfsichtigen Auges umschaust, merkst du, daß in dieser Welt des Staubes alle Menschen leiden. Hier findet kein Mensch Ruhe als Entschädigung für das, was er in früheren Leben begangen hat; auch ist hier niemand so selig, daß er vor aller Augen die Früchte vergangener Qualen pflückt. Fürwahr, wozu führte dann das Wirken und Walten der Gottheit? Wäre ein Menschenleben mit seinem geistigen Sein auf diese irdische Zeitspanne beschränkt, was wäre dann die Frucht der Schöpfung? Wäre solch eine Auffassung richtig, so wären alle erschaffenen Dinge, alle abhängigen Wirklichkeiten, ja die ganze Welt des Seins ohne jede Bedeutung. Gott behüte, daß jemand an solch einem Hirngespinst, solch einem schweren Irrtum festhält! Wie die Wirkungen und der Nutzen des Lebens im Mutterleib nicht an jenem dunklen, engen Ort zu suchen sind, wie der Zweck und Nutzen des Wachstums und der Entwicklung in jener vorherigen Welt erst dann offenbar werden, wenn das Kind in unsere weite Welt eintritt, so werden Lohn und Strafe, Himmel und Hölle, Vergeltung und ausgleichende Gerechtigkeit für die im gegenwärtigen Leben begangenen Taten in jener anderen Welt offenbar werden. Und wie das Leben im Mutterleib, für sich genommen, ein unsinniges Leben ohne Bedeutung wäre, so wäre der gesamte Vorgang des Lebens sinnlos und töricht, trügen das Dasein in dieser Welt und die hier vollbrachten Taten nicht in der jenseitigen Welt ihre Frucht. So wisse denn, daß Gott, der Herr, über unsichtbare Reiche gebietet, die des Menschen Verstand niemals erfassen, des Menschen Geist niemals begreifen kann. Hast du erst den Kanal deiner geistigen Wahrnehmung vom Schmutz des weltlichen Lebens gereinigt, so wirst du die süßen Düfte der Heiligkeit atmen, die aus den seligen Gemächern des Himmelreichs wehen. Die Herrlichkeit sei mit dir und jedem, der sich dem Königreich des Allherrlichen zuwendet und es erschaut - das Reich, das der Herr geheiligt hat über das Verstehen derer, die Ihn vergessen, und das Er vor denen verbirgt, die stolz sind vor Ihm.
O ihr, die ihr Gott liebt! Seid freundlich zu allen Völkern, kümmert euch um jeden Menschen, tut, was ihr könnt, um die Herzen und Gemüter der Menschen zu läutern, und bemüht euch, jede Seele zu erfreuen. Seid für jede Au ein Regenschauer der Gnade, für jeden Baum das Wasser des Lebens, seid wie süßer Moschus für den Sinn der Menschen, und für die Kranken seid eine frische, belebende Brise. Seid schmackhaftes Wasser für alle Dürstenden, ein behutsamer Führer für alle, die ihren Weg verloren haben; seid den Waisen Vater und Mutter, den Alten liebevolle Söhne und Töchter, ein reicher Schatz den Armen. Erachtet Liebe und Brüderlichkeit als des Himmels Wonnen, Feindseligkeit und Haß als Höllenqual.
Du hast Mich nach dem Wesen der Seele gefragt. Wisse wahrlich, daß die Seele ein Zeichen Gottes ist, ein himmlischer Edelstein, dessen Wirklichkeit die gelehrtesten Menschen nicht zu begreifen vermögen, und dessen Geheimnis kein noch so scharfer Verstand je zu enträtseln hoffen kann. Sie ist von allen erschaffenen Dingen das erste, das die Vollkommenheit des Schöpfers verkündet, Seine Herrlichkeit anerkennt, sich an Seine Wahrheit hält und sich in Anbetung vor Ihm niederbeugt. Wenn sie Gott treu ist, wird sie Sein Licht widerstrahlen und schließlich zu Ihm zurückkehren. Wenn sie jedoch die Treuepflicht gegenüber ihrem Schöpfer vergißt, wird sie ein Opfer des Selbstes und der Leidenschaften werden und am Ende in deren Abgründen versinken.