So sollen sie (Kinder) Beständigkeit in allen Dingen lernen, den Willen, voranzukommen, Hochherzigkeit und edle Entschlossenheit, Keuschheit und Reinheit des Lebens. So sollen sie fähig werden, was immer sie untemehmen, zu einem erfolgreichen Ende zu führen.
Sie (die Kinder) müssen fortwährend ermutigt und begeistert werden, zu den Gipfeln menschlicher Vervollkommnung zu streben, so daß sie von frühester Kindheit an gelehrt werden, sich hohe Ziele zu setzen, sich richtig zu verhalten, keusch, rein und makellos zu sein, und daß sie lernen, in jeder Hinsicht starke Entschlußkraft und festen Vorsatz zu zeigen.
O ihr Freunde des reinen, allmächtigen Gottes! Reinheit und Heiligkeit in allen Dingen sind Kennzeichen der gesegneten Seele und Wesensmerkmale edlen Denkens. Die höchste Vervollkommnung besteht aus Makellosigkeit und der Befreiung von jeder Unzulänglichkeit. Ist der Mensch in jeder Beziehung gereinigt und geläutert, so wird er zum Brennpunkt, der das Offenbare Licht widerstrahlt. Das erste im Lebenswandel eines Menschen muß Reinheit sein, sodann Frische, Sauberkeit und Unabhängigkeit des Denkens. Das Bachbett muß zuerst gereinigt werden, dann mag das frische Wasser hineinfließen. Das keusche Auge erfreut sich der glückseligen Schau Gottes und versteht, was diese Begegnung bedeutet; der klare Sinn atmet die Düfte, die dem Rosengarten Seiner Großmut entströmen; das geläuterte Herz wird zum Spiegel für das liebliche Antlitz der Wahrheit. Das ist der Grund, weshalb in den himmlischen Büchern die göttlichen Ratschläge mit Wasser verglichen werden. So wird im Qur’án gesagt: „Und wir lassen reines Wasser vom Himmel herabkommen“, und im Evangelium heißt es: „Es sei denn, daß jemand getauft werde mit Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Daraus wird klar, daß die göttlichen Lehren himmlische Ausflüsse der Gnade, Regenschauer göttlicher Barmherzigkeit sind und das Menschenherz reinigen.
Leidenschaft ist eine Flamme, die schon unzählige Male die Ernte des Lebens vieler Gebildeter zu Asche hat werden lassen, ein allverzehrendes Feuer, das selbst das Meer ihres angesammelten Wissens nicht löschen konnte. Wie oft ist es schon geschehen, dass jemand mit allen menschlichen Eigenschaften gesegnet und mit dem Kleinod wahren Verstehens geschmückt war, aber dennoch seinen Leidenschaften nachging, bis seine außergewöhnlichen Eigenschaften die Grenzen der Mäßigung überschritten und er sich zu Ausschweifungen hinreißen ließ. Seine guten Absichten wandelten sich zum Bösen, seine Anlagen waren nicht länger auf Ziele gerichtet, die ihrer wert waren, und die Macht seiner Begierden lenkte ihn von der Rechtschaffenheit und ihrem Lohn ab und führte ihn auf gefährliche und dunkle Wege. In den Augen Gottes, Seiner Erwählten und aller Einsichtsvollen ist ein guter Charakter das Erhabenste und Lobenswerteste, was es gibt, jedoch immer unter der Voraussetzung, dass im Mittelpunkt seiner Entwicklung Vernunft und Erkenntnis stehen und dass er auf wahrer Mäßigung beruht. Wollten wir die Zusammenhänge dieses Themas hier so vertiefen, wie sie es verdienen, würde diese Schrift zu lang werden, und wir würden unser Hauptthema aus den Augen verlieren.
Sprich: Wer seinen weltlichen Wünschen folgt oder sein Herz an irdische Dinge hängt, soll nicht zum Volke Bahás zählen. Der ist Mein wahrer Jünger, der, käme er in ein Tal aus reinem Gold, geradewegs hindurchzöge, darüberschwebend wie eine Wolke, weder sich wendend noch rastend. Ein solcher Mensch gehört wahrlich zu Mir. Von seinem Gewande kann die Schar der Höhe den Duft der Heiligkeit atmen, … Und wenn er der schönsten, anmutigsten Frau begegnete, fühlte er sein Herz auch nicht vom leisesten Schatten eines Verlangens nach ihrer Schönheit verführt. Ein solcher Mensch ist wirklich ein Geschöpf makelloser Keuschheit. Dies lehrt dich die Feder des Altehrwürdigen der Tage, wie es ihr geboten wurde von deinem Herrn, dem Allmächtigen, dem Allgütigen.
Ein keusches, heiliges Leben muß zum beherrschenden Grundsatz im Benehmen und Verhalten aller Bahá’í gemacht werden, sowohl in ihren gesellschaftlichen Beziehungen zu den Mitgliedern ihrer eigenen Gemeinschaft als auch in ihren Verbindungen mit der ganzen Welt.
Die Welt hungert nicht nur nach erhabenen Prinzipien und Idealen, sie hungert vor allem nach dem leuchtenden Beispiel, das die Bahá’í geben können und geben müssen. In jeder Stadt sollten es sich die jungen Bahá’í zur Aufgabe machen, mit den örtlichen Jugendaktivitäten und Clubs Verbindung zu pflegen und zu versuchen, ihre Ansichten unter so vielen jungen Menschen wie möglich auf die verschiedenste Weise bekanntzumachen. Vor allem sollten sie diesen ein hohes Vorbild sein. Keuschheit, Höflichkeit, Freundlichkeit, Gastlichkeit und frohe Zuversicht auf der Menschheit endliches Glück und Wohlergehen sollte sie auszeichnen und ihnen die Liebe und Bewunderung ihrer Altersgenossen eintragen. Was im modernen Leben am deutlichsten fehlt, ist ein hoher Maßstab des Verhaltens und des guten Charakters.