Jetzt müssen sich diese gewählten Vertreter erheben, in Geistigkeit und Freude zu dienen, in reiner Absicht, stark angezogen vom Duft des Allmächtigen, kraftvoll gestützt vom Heiligen Geist. Laßt sie das Banner der Führung hissen, und als Soldaten der himmlischen Heerscharen laßt sie Gottes Wort erhöhen, Seinen süßen Duft verbreiten, die Menschenseelen erziehen und den Größten Frieden fördern.
Was nun euch betrifft, o ihr anderen Dienerinnen, die ihr die himmlischen Düfte liebt, haltet heilige Versammlungen ab und gründet Geistige Räte, denn sie sind die Grundlage für die Verbreitung der süßen Düfte Gottes; sie erhöhen Sein Wort, halten die Lampe Seiner Gnade hoch, verkünden Seine Religion und verbreiten Seine Lehren – und welche Gnade ist größer als diese? Diese Geistigen Räte werden vom Geist Gottes unterstützt. Ihr Verteidiger ist Abdu’l-Bahá. Über sie breitet Er Seine Flügel aus. Welche Gnade ist größer als diese? Diese Geistigen Räte sind strahlende Leuchten und himmlische Gärten, aus denen die Düfte der Heiligkeit über alle Regionen wehen und die Leuchten der Erkenntnis über alles Erschaffene strahlen. Von ihnen strömt der Geist des Lebens nach allen Richtungen. Sie sind wahrlich zu allen Zeiten und unter allen Umständen die mächtigen Quellen des Fortschritts für den Menschen. Welche Gnade ist größer als diese?
Die Geistigen Räte, die in diesem Zeitalter Gottes, in diesem heiligen Jahrhundert, zu errichten sind, hatten unbestreitbar nicht ihres gleichen in den vergangenen Zyklen, waren doch Ratsversammlungen, die Macht ausübten, bisher auf die Unterstützung kraftvoller Führerpersönlichkeiten angewiesen, während diese Räte auf die Hilfe der Schönheit Abhá gegründet sind. Verteidiger und Schutzherr jener anderen Ratsversammlungen war ein Fürst, ein König, ein Hohepriester oder die Masse des Volkes. Doch diese Geistigen Räte haben als Beschützer, Erhalter, Helfer und Beleber den allgewaltigen Herrn.
Es ist der Wunsch Gottes, des Herrn, daß die Geliebten Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen im Westen Tag für Tag in Harmonie und Einheit enger zusammenkommen. Solange das nicht erreicht ist, wird die Arbeit nicht voranschreiten. Die Geistigen Räte sind vereint das wirksamste Werkzeug, um Einheit und Harmonie zu bewirken. Diese Angelegenheit hat höchste Bedeutung; dies ist der Magnet, der die Bestätigungen Gottes anzieht. Wenn dereinst die Einheit zwischen den Freunden – diese göttliche Geliebte – in all ihrer Schönheit mit dem Schmuck des Reiches Abhá angetan ist, werden jene Länder sicherlich in kurzer Zeit zum Paradies des Allherrlichen werden, und vom Westen her wird der Strahlenglanz der Einheit sein helles Licht auf die ganze Erde werfen.
Es ist die Pflicht eines jeden, keinen Schritt zu unternehmen, ohne den Geistigen Rat zu befragen, und alle müssen gewißlich mit Herz und Seele seinem Gebot gehorchen und ihm folgen, damit die Dinge richtig geordnet und wohl geregelt seien. Andernfalls wird jeder unabhängig und nach seinem eigenen Gutdünken handeln, seinem persönlichen Wunsche folgen und der Sache Gottes Schaden zufügen.
Der Mensch muß in allen Dingen beraten, denn dies wird ihn zum Kern jedes Problems führen und ihn befähigen, die richtige Lösung zu finden. Die ehrenwerten Mitglieder des Geistigen Rates sollten sich sehr bemühen, damit keine Zwistigkeiten vorkommen können, und wenn solche Zwistigkeiten doch vorkommen, sollten sie nicht den Punkt erreichen, wo sie Streit, Haß und Feindseligkeit erzeugen, welche Gefahr bringen. Wenn du bemerkst, daß ein Zustand erreicht ist, wo Feindseligkeit und Gefahr aufkommen wollen, solltest du die Diskussion über das Thema sofort zurückstellen bis Zank, Streit und lautes Reden abklingen und eine günstige Zeit gekommen ist. Regelt alle Dinge, ob groß oder klein, durch Beratung. Tut keinen wichtigen Schritt in eueren eigenen persönlichen Angelegenheiten ohne vorherige Beratung. Kümmert euch umeinander. Fördert gegenseitig euere Vorhaben und Pläne. Sorgt euch umeinander. Laßt niemanden im ganzen Land in Not geraten. Erweist einander Freundschaft, bis ihr wie ein einziger Körper werdet, einer und alle… Jede Versammlung, die zum Zweck der Einigkeit und der Eintracht stattfindet, wird dazu beitragen, Fremde in Freunde und Feinde in Gleichgesinnte zu verwandeln. `Abdu’l-Bahá wird mit Herz und Seele in dieser Versammlung gegenwärtig sein.
Die Mitglieder müssen einander im Geiste der Freundschaft lieben, damit gute Ergebnisse erzielt werden. Liebe und Freundschaft sind die Grundlage. Das denkwürdigste Beispiel geistiger Beratung war die Versammlung der Jünger Christi auf dem Berge nach Seiner Himmelfahrt. Sie sagten: “ Seine Heiligkeit Jesus Christus ist gekreuzigt worden; wir haben nicht länger Umgang und Verbindung mit Ihm in Seiner Körperlichkeit. Deshalb müssen wir Ihm treu und ergeben sein; wir müssen Ihm danken und Ihn verehren, denn Er hat uns von den Toten auferweckt, Er machte uns weise, Er hat uns ewiges Leben gegeben. Was sollen wir tun, um Ihm Treue zu erweisen? “ Und so hielten sie Rat miteinander. Einer von ihnen sagte: “ Wir müssen uns lösen von den Ketten und Fesseln der Welt; anders können wir nicht treu sein. “ Die anderen antworteten: “ So ist es. “ Ein zweiter sagte: “ Entweder sind wir verheiratet und müssen dann unseren Frauen und Kindern treu sein, oder wir dienen unserem Herrn frei von diesen Bindungen. Wir können nicht mit der Sorge und Vorsorge für eine Familie befaßt sein und gleichzeitig das Reich Gottes in der Wildnis verkünden. Deshalb lasset die, welche unverheiratet sind, unverheiratet bleiben, und die verheiratet sind, mögen für den Unterhalt und die Bequemlichkeit ihrer Familien Sorge tragen und sodann ausziehen, die Frohe Botschaft zu verkünden. “ Es gab keine abweichenden Meinungen; alle stimmten zu und sagten: “ Das ist richtig. “ Ein dritter Jünger sagte: “ Um im Reich Gottes würdige Taten zu vollbringen, müssen wir des weiteren aufopferungsvoll sein. Von nun an sollten wir aller Bequemlichkeit und körperlichen Behaglichkeit entsagen, alle Schwierigkeiten auf uns nehmen, unser Ich vergessen und die Sache Gottes lehren. “ Dies fand bei allen anderen Zustimmung und Beifall. Schließlich sagte ein vierter Jünger: “ Es gibt noch einen weiteren Gesichtspunkt für unseren Glauben und unsere Einheit. Um Jesu willen werden wir geschlagen, eingekerkert und verbannt werden. Es ist möglich, daß sie uns töten. Laßt uns jetzt die Lehre daraus ziehen. Laßt uns klar erkennen und uns entschließen, daß wir, auch wenn wir geschlagen, verbannt, verflucht, bespien und zum Tode geführt werden, all dies freudig hinnehmen und jene lieben, die uns hassen und verletzen. “ Alle Jünger erwiderten: “ Das wollen wir sicherlich tun; wir sind einverstanden, das ist richtig. “ Dann stiegen sie vom Gipfel des Berges nieder, und jeder ging in eine andere Richtung seiner göttlichen Sendung nach. Dies war wahre Beratung. Dies war geistige Beratung und nicht bloße Äußerung persönlicher Ansichten in Gegenrede und parlamentarischem Wortstreit.
Der Herr hat befohlen, daß in jeder Stadt ein Haus der Gerechtigkeit errichtet werde, in dem sich Beratende nach der Zahl Bahá versammeln sollen. Wird diese Zahl überschritten, so schadet dies nicht. Ihnen sei es, als beträten sie den Hof der Gegenwart Gottes, des Erhabenen, des Höchsten, und als schauten sie Ihn, den Unsichtbaren. Sie sollen die Treuhänder des Allbarmherzigen unter den Menschen sein und sich für alle Erdenbewohner als die von Gott bestimmten Hüter betrachten. Sie sollen miteinander beraten, Gott zuliebe auf die Belange Seiner Diener so achten, wie sie auf ihre eigenen Belange achten, und wählen, was gut und ziemlich ist. So hat es euch der Herr, euer Gott, befohlen. Hütet euch zu verwerfen, was klar offenbart ist auf Seiner Tafel. Fürchtet Gott, o ihr mit Einsicht Begabten!
Wir sollten uns sorgsam merken, daß die örtlichen Häuser der Gerechtigkeit ebenso wie das internationale Haus der Gerechtigkeit ausdrücklich im Kitáb-i-Aqdas anbefohlen worden sind. Die Institution des Nationalen Geistigen Rates als Zwischeninstanz, auf die in des Meisters Testament als »Sekundäres Haus der Gerechtigkeit« Bezug genommen wird, hat die ausdrückliche Bestätigung 'Abdu'l-Bahás, und das Verfahren für die Wahl des internationalen und der nationalen Häuser der Gerechtigkeit hat Er sowohl in Seinem Testament als auch in einer Reihe von Sendschreiben niedergelegt. Überdies sind die Einrichtungen der örtlichen und nationalen Fonds, die heute die notwendigen Ergänzungen aller örtlichen wie nationalen Geistigen Räte sind, nicht nur in den Sendschreiben begründet, die 'Abdu'l-Bahá für die Bahá'í des Ostens offenbarte; ihre Wichtigkeit und Notwendigkeit hat Er auch wiederholt in Seinen Äußerungen und Schriften betont. Die Zusammenfassung der Amtsgewalt in den Händen der gewählten Vertreter der Gläubigen, die notwendige Unterordnung jedes Anhängers unseres Glaubens unter das wohlüberlegte Urteil der Bahá'í-Räte, Seine Vorliebe für einstimmige Beschlüsse, der Entscheidungscharakter der Stimmenmehrheit, ja selbst wie wünschenswert es sei, alle Bahá'í-Veröffentlichungen genau zu überwachen - all dies hat 'Abdu'l-Bahá den Gläubigen emsig eingeschärft, wie es Seine beglaubigten und weit verbreiteten Sendschreiben bezeugen. Seine umfassenden, menschenfreundlichen Lehren auf der einen Seite anzunehmen, andererseits aber Seine noch herausfordernderen, noch einzigartigeren Gebote nachlässig und gleichgültig zu verwerfen und abzulehnen - das wäre ein Akt offenbarer Untreue jenen Werten gegenüber, die Er in Seinem Leben am meisten schätzte.
Auch müssen wir die besonderen Bemühungen einzelner Gläubiger wie Geistiger Räte um die Aufnahme von Beziehungen zu Minderheiten und Volksgruppen in verschiedenen Teilen der Welt anführen, wie zu Juden und Schwarzen in den Vereinigten Staaten von Amerika, Eskimos in Alaska, patagonischen Indianern in Argentinien, Indianern in Mexiko, Inkaindianern in Peru, Tscherokesen in Nordkarolina, Oneidaindianern in Wisconsin, Maya in Yucatan, Lappen in Nordskandinavien und Maori in Rotorua auf Neuseeland.